Deutschland steht an einem entscheidenden Punkt: Um seine Rolle als führende Industrienation zu behaupten und zukünftigen Wohlstand zu sichern, setzt die Bundesregierung auf eine umfassende Innovationsstrategie. Die Hightech Agenda Deutschland (HTAD) und die Zukunftsstrategie Forschung und Innovation bilden den Kern dieser Anstrengungen. Ziel ist es, den Forschungsstandort Deutschland zu stärken, die technologische Souveränität zu sichern und die globale Wettbewerbsfähigkeit durch Innovationen „Made in Germany“ nachhaltig zu verbessern.
Die Hightech Agenda Deutschland: Eine neue Ära der Innovationspolitik
Die Bundesregierung hat im Juli 2025 die Hightech Agenda Deutschland beschlossen und sie im Oktober 2025 offiziell gestartet, um Deutschland zum führenden Standort für neue Technologien zu entwickeln. Diese Agenda markiert eine neue Ära der Innovationspolitik und wird als klares Bekenntnis zur Innovation als Ausweg aus Rezession und Stagnation verstanden. Die HTAD zielt darauf ab, mehr Wertschöpfung, Wettbewerbsfähigkeit und Souveränität zu erreichen, indem sie die Forschungs‑, Technologie- und Innovationspolitik neu ausrichtet. Mit einem finanziellen Umfang von mindestens 18 Milliarden Euro soll die Agenda zu spürbar mehr Wirtschaftskraft und Arbeitsplätzen führen.
Schlüsseltechnologien im Fokus
Die Hightech Agenda konzentriert sich auf sechs strategisch wichtige Schlüsseltechnologien, die für den technologischen Fortschritt und die Zukunft Deutschlands entscheidend sind:
- Künstliche Intelligenz (KI): Deutschland und Europa sollen eine Spitzenposition in der KI-Entwicklung einnehmen, mit Fokus auf Rechenleistung, Datenzugang und KI-Modellen für Wirtschaft, Haushalt, Pflege und Medizin.
- Quantentechnologien: Ein Bereich mit enormem Potenzial für die IT-Sicherheit, neue Materialien und präzisere Messtechnik.
- Mikroelektronik: Stärkung des Standorts für Mikroelektronik-Produktion und ‑Forschung ist essenziell für technologische Unabhängigkeit.
- Biotechnologie: Ein Feld, das maßgeblich zur Gesundheitsforschung und zu nachhaltigen Lösungen beiträgt.
- Fusion und klimaneutrale Energieerzeugung: Investitionen in diese Technologien sind entscheidend für eine nachhaltige und unabhängige Energieversorgung.
- Technologien für die klimaneutrale Mobilität: Entwicklung innovativer Lösungen für umweltfreundlichen Transport.
Neben diesen Schlüsseltechnologien investiert die HTAD auch in strategische Forschungsfelder wie Luft- und Raumfahrt, Gesundheitsforschung, Sicherheits- und Verteidigungsforschung sowie Meeres‑, Klima- und Nachhaltigkeitsforschung.
Zukunftsstrategie Forschung und Innovation: Ganzheitlicher Ansatz für Deutschlands Zukunft
Die im Februar 2023 vom Bundeskabinett beschlossene Zukunftsstrategie Forschung und Innovation bildet das ressortübergreifende Fundament der Forschungs- und Innovationspolitik der Bundesregierung. Sie löst die vorhergehende Hightech-Strategie 2025 ab und bündelt Anstrengungen sowie Ressourcen, um die Innovationskraft Deutschlands zu stärken und die technologische Souveränität Europas zu sichern.
Ziele und Schwerpunkte der Zukunftsstrategie
Die Zukunftsstrategie verfolgt mehrere zentrale Ziele:
- Technologieführerschaft verteidigen und neu erringen: Deutschland soll in der Lage sein, Schlüsseltechnologien selbst zu verstehen, zu entwickeln und zu produzieren, um internationale Standards zu setzen und Wohlstand zu fördern.
- Transfer von Forschung in die Anwendung stärken: Die Strategie betont die Notwendigkeit, Ideen aus der Wissenschaft schneller in marktfähige Produkte und Dienstleistungen zu überführen.
- Verbesserung der Rahmenbedingungen: Dazu gehören die Stärkung der Fachkräftebasis, Intensivierung der europäischen und internationalen Zusammenarbeit in der Wissenschaft und eine stärkere Einbindung der Gesellschaft in Forschung und Innovation.
- Ganzheitliches Innovationsverständnis: Die Strategie betrachtet nicht nur technologische Innovationen, sondern auch neue Geschäftsmodelle, Dienstleistungen und soziale Innovationen.
Sowohl die Hightech Agenda als auch die Zukunftsstrategie verstehen sich als „lernende Strategien“, die flexibel auf unvorhergesehene Ereignisse reagieren und eine kontinuierliche Weiterentwicklung auf Basis von Monitoring und Rückmeldungen anstreben.
Technologische Souveränität und „Made in Germany“: Kernpfeiler der Strategie
Der Begriff der technologischen Souveränität ist von zentraler Bedeutung für beide Initiativen. Es geht darum, nicht von anderen Staaten abhängig zu sein, eigene Standards zu setzen und so Sicherheit und Freiheit zu gewährleisten. Bundeskanzler Merz betonte, dass Deutschland und Europa nicht zulassen dürfen, dass die USA und China allein die technologische Zukunft bestimmen.
Gleichzeitig soll das Qualitätsmerkmal „Made in Germany“ wieder zum Markenzeichen für Innovation und technologische Exzellenz werden. Dies bedeutet eine Rückbesinnung auf und den Ausbau der Stärken deutscher Produktion, die weltweit für hohe Qualitätsstandards, Zuverlässigkeit, kontinuierliche Innovation und technologischen Fortschritt bekannt sind.
Forschungsstandort Deutschland im globalen Wettbewerb
Deutschland ist ein starker Forschungsstandort und gehört international zu den führenden Innovationsnationen. Das Land investiert jährlich rund 3,1 Prozent seines Bruttoinlandsprodukts in Forschung und Entwicklung, mit dem Ziel, diesen Anteil bis 2025 auf mindestens 3,5 Prozent zu steigern. Dennoch gibt es Herausforderungen. Im internationalen Vergleich fällt Deutschland in einigen Bereichen zurück, insbesondere bei der Umsetzung von Forschungsergebnissen in marktfähige Produkte und Unternehmensgründungen. Auch die Wettbewerbsfähigkeit in Schlüsselindustrien wie dem Fahrzeug- und Maschinenbau sowie der chemischen Industrie hat nachgelassen.
Um diese Lücken zu schließen, sind gemeinsame Anstrengungen von Wissenschaft, Wirtschaft, Bund und Ländern erforderlich. Die Anwerbung von internationalen Spitzenforschern und Fachkräften spielt dabei eine wichtige Rolle. Programme wie das „1000-Köpfe-plus-Programm“ sollen hochqualifizierte internationale Wissenschaftler für das deutsche Forschungssystem gewinnen.
Wirtschaftswachstum durch Innovation und Politik
Nachhaltiges Wirtschaftswachstum in Deutschland ist eng mit einer effektiven Innovationspolitik verbunden. Die Bundesregierung sieht Innovationen als entscheidenden Hebel, um Wohlstand zu sichern und neue Arbeitsplätze zu schaffen. Herausforderungen wie hohe Energiepreise, Fachkräftemangel und übermäßige Bürokratie bremsen jedoch Innovations- und Investitionskraft. Es besteht auch Verbesserungsbedarf bei der Gründungsdynamik aus Hochschulen.
Die Innovationspolitik der Bundesregierung hat daher höchste Priorität. Es geht darum, ein innovationsfreundliches Klima zu schaffen, den Bürokratieabbau voranzutreiben und die Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Wissenschaft zu intensivieren. Nur so können die Potenziale Deutschlands in Wissenschaft und Wirtschaft voll aktiviert und Lösungen für globale und nationale Herausforderungen bereitgestellt werden.
Fazit
Die Hightech Agenda Deutschland und die Zukunftsstrategie Forschung und Innovation sind die zentralen Instrumente, mit denen die Bundesregierung Deutschland als führenden Innovations- und Forschungsstandort in der Welt positionieren will. Durch gezielte Investitionen in Schlüsseltechnologien, die Stärkung der technologischen Souveränität und die Neudefinition von „Made in Germany“ als Gütesiegel für Exzellenz soll die globale Wettbewerbsfähigkeit nachhaltig gesteigert werden. Dies erfordert jedoch nicht nur finanzielle Mittel und strategische Ausrichtung, sondern auch eine konsequente Überführung von Forschungsergebnissen in die Anwendung, den Abbau bürokratischer Hürden und die Attraktivität für internationale Talente. Es ist ein ehrgeiziger Weg, aber entscheidend für den zukünftigen Wohlstand und die Handlungsfähigkeit Deutschlands in einer sich rasant entwickelnden Welt.
Weiterführende Quellen
https://www.bundesregierung.de/breg-de/aktuelles/faq-hightech-agenda-2391254
https://www.bmftr.bund.de/DE/Forschung/HightechAgenda/HightechAgenda_node.html





