Sondendependenz bei Früh- und Risikogeborenen

Sondendependenz bei Früh- und Risikogeborenen

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Die Son­den­de­pen­denz bei Früh- und Risi­ko­ge­bo­re­nen stellt eine kom­ple­xe Her­aus­for­de­rung im Bereich der päd­ia­tri­schen Ernäh­rung und Ent­wick­lung dar. Sie beschreibt einen Zustand, bei dem betrof­fe­ne Kin­der über einen län­ge­ren Zeit­raum auf die Ernäh­rung mit­tels einer Son­de ange­wie­sen sind und Schwie­rig­kei­ten haben, zur ora­len Nah­rungs­auf­nah­me über­zu­ge­hen. Die­ses Phä­no­men betrifft ins­be­son­de­re Kin­der, die auf­grund ihrer Früh­ge­burt­lich­keit oder ande­rer gesund­heit­li­cher Risi­ko­fak­to­ren inten­si­ve medi­zi­ni­sche Betreu­ung benö­ti­gen. Die Pro­ble­ma­tik liegt nicht nur in der tech­ni­schen Abhän­gig­keit von der Son­de, son­dern auch in den poten­zi­el­len Aus­wir­kun­gen auf die phy­sio­lo­gi­sche, psy­cho­lo­gi­sche und sozia­le Ent­wick­lung des Kin­des sowie auf die Eltern-Kind-Bin­dung. Ziel die­ses Arti­kels ist es, die Ursa­chen, Fol­gen und evi­denz­ba­sier­ten The­ra­pie­an­sät­ze der Son­den­de­pen­denz bei die­ser vul­ner­ablen Popu­la­ti­on umfas­send dar­zu­stel­len.

Definition und Erscheinungsformen der Sondendependenz

Die Son­den­de­pen­denz im Kon­text von Früh- und Risi­ko­ge­bo­re­nen lässt sich defi­nie­ren als ein Zustand, bei dem ein Kind nach medi­zi­ni­scher Not­wen­dig­keit der Son­den­er­näh­rung über einen Zeit­raum hin­aus auf die­se ange­wie­sen bleibt, obwohl medi­zi­nisch kei­ne pri­mä­re orga­ni­sche Ursa­che mehr vor­liegt, die eine ora­le Nah­rungs­auf­nah­me unmög­lich macht. Wesent­lich ist hier­bei die Unter­schei­dung zu einer blo­ßen Füt­ter­stö­rung, die auch bei oral ernähr­ten Kin­dern auf­tre­ten kann, oder einer vor­über­ge­hen­den Not­wen­dig­keit der Son­die­rung auf­grund aku­ter Erkran­kun­gen. Bei der Son­den­de­pen­denz mani­fes­tiert sich eine per­sis­tie­ren­de Abwehr oder Ver­wei­ge­rung der ora­len Nah­rungs­auf­nah­me, oft ver­bun­den mit einer aus­ge­präg­ten Prä­fe­renz für die Son­den­ap­pli­ka­ti­on.

Die Erschei­nungs­for­men der Son­den­de­pen­denz sind viel­fäl­tig. Sie kann sich als voll­stän­di­ge Ver­wei­ge­rung jeg­li­cher ora­ler Nah­rungs­auf­nah­me äußern, bei der das Kind selbst kleins­te Men­gen über den Mund ablehnt oder nur unwe­sent­li­che Men­gen auf­nimmt. Eben­so gibt es par­ti­el­le For­men, bei denen das Kind zwar Flüs­sig­kei­ten oder bestimm­te Kon­sis­ten­zen oral auf­nimmt, die aus­rei­chen­de Ver­sor­gung jedoch wei­ter­hin die zusätz­li­che Son­den­er­näh­rung erfor­dert. Die Art der ver­wen­de­ten Son­de (naso­gas­tral, oro­gas­tral, Gas­trosto­mie) beein­flusst eben­falls die Dyna­mik und kann unter­schied­li­che Her­aus­for­de­run­gen mit sich brin­gen. Die Son­den­de­pen­denz ist somit kein homo­ge­nes Krank­heits­bild, son­dern ein kom­ple­xes Phä­no­men, das sich indi­vi­du­ell unter­schied­lich prä­sen­tie­ren kann und eine genaue dia­gnos­ti­sche Abgren­zung erfor­dert, ins­be­son­de­re von pri­mär orga­nisch beding­ten Schluck- oder Füt­ter­stö­run­gen. Die Dau­er und Inten­si­tät der initia­len Son­den­er­näh­rung sowie die indi­vi­du­el­len Erfah­run­gen des Kin­des spie­len eine ent­schei­den­de Rol­le für die Ent­wick­lung und Aus­prä­gung der Son­den­de­pen­denz bei Früh- und Risi­ko­ge­bo­re­nen.

Ursachen und Risikofaktoren

Die Ent­wick­lung einer Son­den­de­pen­denz bei Früh- und Risi­ko­ge­bo­re­nen ist ein mul­ti­fak­to­ri­el­les Gesche­hen, das auf dem Zusam­men­spiel ver­schie­de­ner medi­zi­ni­scher, ent­wick­lungs­phy­sio­lo­gi­scher sowie psy­cho­lo­gi­scher und inter­ak­tio­nel­ler Fak­to­ren beruht.

Medi­zi­ni­sche und ent­wick­lungs­phy­sio­lo­gi­sche Fak­to­ren spie­len eine zen­tra­le Rol­le. Früh­ge­bo­re­ne und Kin­der mit kom­ple­xen medi­zi­ni­schen Vor­er­kran­kun­gen benö­ti­gen oft über Wochen oder Mona­te eine Son­den­er­näh­rung. Lan­ge Kran­ken­haus­auf­ent­hal­te, inva­si­ve Pro­ze­du­ren und schmerz­haf­te Erfah­run­gen im oro­fa­zia­len Bereich kön­nen zu einer nega­ti­ven Kon­di­tio­nie­rung und Aver­si­on gegen­über dem Mund­be­reich füh­ren. Neu­ro­lo­gi­sche Auf­fäl­lig­kei­ten, Atem­pro­ble­me oder Stö­run­gen der Hun­ger-Sät­ti­gungs-Regu­la­ti­on beein­träch­ti­gen die natür­li­che Ent­wick­lung der ora­len Nah­rungs­auf­nah­me. Ein redu­zier­ter Antrieb zur ora­len Explo­ra­ti­on und Nah­rungs­auf­nah­me, wie er in der Lite­ra­tur beschrie­ben wird (Son­den­de­pen­denz bei Früh- und Risi­ko­ge­bo­re­nen), ist ein wei­te­rer bedeu­ten­der Fak­tor. Die Rei­fung der koor­di­na­ti­ven Fähig­kei­ten für Sau­gen, Schlu­cken und Atmen kann bei Früh­ge­bo­re­nen ver­zö­gert sein, was die Eta­blie­rung einer effek­ti­ven ora­len Nah­rungs­auf­nah­me erschwert.

Neben den medi­zi­ni­schen Aspek­ten tra­gen auch psy­cho­lo­gi­sche und inter­ak­tio­nel­le Dyna­mi­ken maß­geb­lich zur Ent­ste­hung der Son­den­de­pen­denz bei. Die stän­di­ge Sor­ge der Eltern um die aus­rei­chen­de Ernäh­rung ihres Kin­des, die oft mit dem Zwang zur Son­den­ap­pli­ka­ti­on ver­bun­den ist, kann zu einer Eltern-Kind-Inter­ak­ti­on unter hohem Druck füh­ren. Füt­ter­ver­su­che wer­den von Anspan­nung und Frus­tra­ti­on beglei­tet, was sowohl beim Kind als auch bei den Eltern zu nega­ti­ven Asso­zia­tio­nen mit dem The­ma Essen führt. Trau­ma­ti­sche Erfah­run­gen im medi­zi­ni­schen Kon­text oder auch im Rah­men von Füt­ter­ver­su­chen kön­nen eben­falls zur Abwehr ora­ler Nah­rungs­auf­nah­me bei­tra­gen. Die Abs­tracts des Inter­na­tio­na­len Kon­gres­ses Früh­kind­li­ches Trau­ma wei­sen auf die Ver­bin­dung zwi­schen früh­kind­li­chem Trau­ma und Son­den­de­pen­denz hin (Abs­tracts – 2. Inter­na­tio­na­ler Kon­gress Früh­kind­li­ches Trau­ma). Die man­geln­de Mög­lich­keit, phy­sio­lo­gi­sche Hun­ger- und Sät­ti­gungs­si­gna­le wahr­zu­neh­men und dar­auf zu reagie­ren, wenn die Ernäh­rung pri­mär über die Son­de erfolgt, kann die nor­ma­le Ent­wick­lung des Füt­ter­ver­hal­tens wei­ter beein­träch­ti­gen und eine Stö­rung der Hun­ger-Sät­ti­gungs-Regu­la­ti­on ver­stär­ken. Die Kom­bi­na­ti­on die­ser Fak­to­ren schafft einen Teu­fels­kreis, der die Über­win­dung der Son­den­de­pen­denz zu einer kom­ple­xen the­ra­peu­ti­schen Auf­ga­be macht.

Wei­ter­füh­ren­de Quel­le: Son­den­de­pen­denz bei Früh- und Risi­ko­ge­bo­re­nen

Diagnostik und Evaluation

Die Dia­gnos­tik einer Son­den­de­pen­denz bei Früh- und Risi­ko­ge­bo­re­nen erfor­dert einen umfas­sen­den Ansatz, der über die rei­ne Fest­stel­lung der Abhän­gig­keit von der Son­de hin­aus­geht. Ziel ist eine detail­lier­te Eva­lua­ti­on der zugrun­de­lie­gen­den Ursa­chen und der spe­zi­fi­schen Erschei­nungs­for­men. Der Pro­zess beginnt typi­scher­wei­se mit einer gründ­li­chen Ana­mne­se, bei der die medi­zi­ni­sche Vor­ge­schich­te des Kin­des, die Ent­wick­lung des Füt­ter­ver­hal­tens, frü­he­re Inter­ven­ti­ons­ver­su­che sowie die Erfah­run­gen und Belas­tun­gen der Eltern erho­ben wer­den. Eine sorg­fäl­ti­ge kli­ni­sche Unter­su­chung beur­teilt den all­ge­mei­nen Gesund­heits­zu­stand, neu­ro­lo­gi­sche Auf­fäl­lig­kei­ten und ana­to­mi­sche Beson­der­hei­ten im Mund- und Rachen­be­reich.

Wesent­li­cher Bestand­teil ist die Beob­ach­tung des Füt­ter­ver­hal­tens des Kin­des, idea­ler­wei­se in ver­schie­de­nen Situa­tio­nen und mit unter­schied­li­chen Tex­tu­ren. Hier­bei wird auf ora­le moto­ri­sche Fähig­kei­ten, Reak­tio­nen auf Nah­rung (Ableh­nung, Angst, Wür­ge­re­flex), Zei­chen einer gestör­ten Hun­ger-Sät­ti­gungs-Regu­la­ti­on und die Inter­ak­ti­on zwi­schen Kind und Bezugs­per­son geach­tet. Ergän­zend kön­nen spe­zi­el­le dia­gnos­ti­sche Ver­fah­ren wie eine FEES (Fle­xi­ble Endo­sko­pi­sche Eva­lua­ti­on des Schlu­ckens) oder Video­fluo­ro­sko­pie zum Aus­schluss oro­pha­ryn­gea­ler Dys­pha­gien ein­ge­setzt wer­den. Eine Ent­wick­lungs­dia­gnos­tik ist uner­läss­lich, um den Gesamt­ent­wick­lungs­stand des Kin­des zu erfas­sen, da moto­ri­sche, kogni­ti­ve und sen­so­ri­sche Ver­zö­ge­run­gen das Füt­ter­ver­hal­ten maß­geb­lich beein­flus­sen kön­nen. Die Zusam­men­schau aller Befun­de ermög­licht eine fun­dier­te Dia­gno­se und bil­det die Grund­la­ge für die indi­vi­du­el­le The­ra­pie­pla­nung.

Therapieansätze und Behandlungspfade

Die Über­win­dung der Son­den­de­pen­denz erfor­dert in der Regel mul­ti­mo­da­le, evi­denz­ba­sier­te The­ra­pie­kon­zep­te. Die­se The­ra­pie­an­sät­ze zie­len dar­auf ab, die ora­le Nah­rungs­auf­nah­me schritt­wei­se wie­der­her­zu­stel­len und das Kind bei der Ent­wick­lung posi­ti­ver Erfah­run­gen mit Essen zu unter­stüt­zen. Wie die unter der Feder­füh­rung von Dr. rer. nat. Mar­kus Wil­ken ent­stan­de­ne Quel­le The Need of Evi­dence-Based Tre­at­ment of Ear­ly-Onset Fee­ding … betont, ist die Not­wen­dig­keit evi­denz­ba­sier­ter Behand­lungs­an­sät­ze für früh­kind­li­che Son­den­de­pen­denz von zen­tra­ler Bedeu­tung, um effek­ti­ve und siche­re Inter­ven­tio­nen zu gewähr­leis­ten. Die The­ra­pie wird idea­ler­wei­se von einem inter­dis­zi­pli­nä­ren Team durch­ge­führt, das typi­scher­wei­se aus Kin­der­ärz­ten, Ernäh­rungs­the­ra­peu­ten, Sprachtherapeuten/Logopäden, Ergo­the­ra­peu­ten, Psy­cho­lo­gen und gege­be­nen­falls Sozi­al­ar­bei­tern besteht.

Ein Kern­stück der Behand­lung ist die Füt­ter­the­ra­pie und die Son­den­ent­wöh­nung. Die­se Pro­zes­se müs­sen indi­vi­du­ell an die Bedürf­nis­se und Fähig­kei­ten des Kin­des ange­passt wer­den. Ziel ist es, das Kind behut­sam an ora­le Sti­mu­la­ti­on und spä­ter an die Auf­nah­me von Nah­rung über den Mund zu gewöh­nen. Dies kann spie­le­ri­sche Ansät­ze zur Desen­si­bi­li­sie­rung des Mund­be­reichs umfas­sen, das Anbie­ten klei­ner Men­gen alters­ge­rech­ter Nah­rung sowie das schritt­wei­se Redu­zie­ren der Son­den­ga­ben par­al­lel zur Stei­ge­rung der oral auf­ge­nom­me­nen Men­ge. Ein behut­sa­mer Ansatz ist hier­bei ent­schei­dend, um Früh­kind­li­ches Trau­ma im Zusam­men­hang mit nega­ti­ven Füt­ter­er­fah­run­gen zu ver­mei­den oder zu ver­ar­bei­ten.

Psy­cho­lo­gi­sche und päd­ago­gi­sche Inter­ven­tio­nen sind inte­gra­ler Bestand­teil der mul­ti­mo­da­len The­ra­pie. Sie unter­stüt­zen das Kind bei der Bewäl­ti­gung von Ängs­ten oder Aver­sio­nen gegen­über dem Essen und för­dern eine posi­ti­ve Ein­stel­lung zur Nah­rungs­auf­nah­me. Die Eltern­ar­beit ist dabei von immenser Bedeu­tung. Eltern ler­nen, die Signa­le ihres Kin­des zu ver­ste­hen, eine ent­spann­te Füt­ter­at­mo­sphä­re zu schaf­fen und mit eige­nen Ängs­ten und Unsi­cher­hei­ten im Umgang mit der Son­den­er­näh­rung und Son­den­ent­wöh­nung umzu­ge­hen. Die Quel­le Pre­ven­ti­on and Tre­at­ment of Tube Depen­den­cy in Infan­cy and Ear­ly … behan­delt Prä­ven­ti­ons- und Behand­lungs­stra­te­gien und hebt her­vor, wie wich­tig die Unter­stüt­zung der Eltern und die frü­he Inter­ven­ti­on sind.

Die Behand­lungs­stra­te­gien kön­nen je nach Alter des Kin­des, der Ursa­che und Schwe­re der Son­den­de­pen­denz sowie dem fami­liä­ren Kon­text vari­ie­ren. Eini­ge Kon­zep­te beinhal­ten eine sta­tio­nä­re Son­den­ent­wöh­nung, bei der das Kind unter eng­ma­schi­ger ärzt­li­cher und the­ra­peu­ti­scher Auf­sicht die Son­de schritt­wei­se oder auch abrupt (unter kon­trol­lier­ten Bedin­gun­gen) abge­nom­men bekommt, um den Hun­ger- und Sät­ti­gungs­me­cha­nis­mus zu akti­vie­ren. Ande­re Ansät­ze ver­fol­gen einen ambu­lan­ten Weg, bei dem die Son­den­ent­wöh­nung lang­sa­mer und im häus­li­chen Umfeld unter Anlei­tung erfolgt. Unab­hän­gig vom gewähl­ten Weg ist eine kon­ti­nu­ier­li­che Beglei­tung und Anpas­sung der The­ra­pie an die Fort­schrit­te und Rück­schlä­ge des Kin­des ent­schei­dend für den Erfolg.

Prävention von Sondendependenz

Die Prä­ven­ti­on von Son­den­de­pen­denz bei Früh- und Risi­ko­ge­bo­re­nen beginnt idea­ler­wei­se bereits wäh­rend des Kran­ken­haus­auf­ent­halts. Ziel ist es, die Ent­wick­lung von Füt­ter­pro­ble­men und einer Son­den­ab­hän­gig­keit durch früh­zei­ti­ge Maß­nah­men zu ver­hin­dern oder abzu­mil­dern. Wich­ti­ge Schrit­te umfas­sen die För­de­rung posi­ti­ver ora­ler Erfah­run­gen von Anfang an, auch wenn das Kind pri­mär über eine Son­de ernährt wird. Dies kann durch nicht-nut­ri­ti­ves Sau­gen am Fin­ger oder Schnul­ler wäh­rend der Son­den­ga­be gesche­hen, um die ora­le Sen­so­mo­to­rik zu sti­mu­lie­ren und eine Ver­bin­dung zwi­schen dem Gefühl der Sät­ti­gung und der ora­len Sti­mu­la­ti­on her­zu­stel­len.

Eine acht­sa­me und kind­zen­trier­te Son­den­er­näh­rung ist eben­falls prä­ven­tiv wirk­sam. Dazu gehört, die Son­den­ga­be an die Hun­ger- und Sät­ti­gungs­si­gna­le des Kin­des anzu­pas­sen und die Füt­te­rung nicht als rei­nen tech­ni­schen Vor­gang zu sehen. Die frü­he Ein­bin­dung und Eltern­be­ra­tung sind uner­läss­lich. Eltern soll­ten über die Bedeu­tung der ora­len Sti­mu­la­ti­on auf­ge­klärt und im Umgang mit der Son­de sowie der Beob­ach­tung der Füt­ter­be­reit­schaft ihres Kin­des geschult wer­den.

Nach der Ent­las­sung aus dem Kran­ken­haus sind eine kon­ti­nu­ier­li­che Ent­wick­lungs­för­de­rung und Nach­sor­ge ent­schei­dend. Regel­mä­ßi­ge Über­prü­fung des Füt­ter­ver­hal­tens und des Gedei­hens sowie früh­zei­ti­ge Inter­ven­ti­on bei auf­tre­ten­den Schwie­rig­kei­ten kön­nen einer Mani­fes­ta­ti­on der Son­den­de­pen­denz ent­ge­gen­wir­ken. Die Zusam­men­ar­beit zwi­schen Eltern, Kin­der­ärz­ten und spe­zia­li­sier­ten The­ra­peu­ten spielt eine zen­tra­le Rol­le bei der Früh­erken­nung und Prä­ven­ti­on.

Langfristige Perspektiven und Unterstützungssysteme

Die Über­win­dung einer Son­den­de­pen­denz im frü­hen Kin­des­al­ter ist ent­schei­dend, um poten­zi­el­le Lang­zeit­fol­gen zu mini­mie­ren. Betrof­fe­ne Kin­der kön­nen ohne erfolg­rei­che Son­den­ent­wöh­nung lang­fris­tig Ent­wick­lungs­ver­zö­ge­run­gen zei­gen, ins­be­son­de­re in der ora­len Moto­rik und sen­so­ri­schen Ver­ar­bei­tung im Mund­be­reich. Auch die sozia­le und emo­tio­na­le Ent­wick­lung kann beein­träch­tigt sein, da gemein­sa­me Mahl­zei­ten ein wich­ti­ger Bestand­teil fami­liä­rer Inter­ak­ti­on sind. Für die Fami­li­en stellt die Son­den­er­näh­rung über einen län­ge­ren Zeit­raum eine erheb­li­che Belas­tung dar, sowohl orga­ni­sa­to­risch als auch emo­tio­nal.

Eine umfas­sen­de Nach­sor­ge ist daher uner­läss­lich. Sie soll­te idea­ler­wei­se in spe­zia­li­sier­ten The­ra­pie­zen­tren oder durch ein gut ver­netz­tes inter­dis­zi­pli­nä­res Team erfol­gen. Die­ses Team kann aus Kin­der­ärz­ten, Ernäh­rungs­be­ra­tern, Logo­pä­den, Ergo­the­ra­peu­ten, Psy­cho­lo­gen und Sozi­al­ar­bei­tern bestehen. Wich­tig ist die kon­ti­nu­ier­li­che Beglei­tung und Unter­stüt­zung der Eltern, um ihre Füt­ter­kom­pe­tenz zu stär­ken und das kind­li­che Füt­ter­ver­hal­ten posi­tiv zu beein­flus­sen. Ange­bo­te wie Eltern­schu­lun­gen, psy­cho­lo­gi­sche Bera­tung und der Aus­tausch mit ande­ren betrof­fe­nen Fami­li­en kön­nen hel­fen, die Her­aus­for­de­run­gen im All­tag zu bewäl­ti­gen und eine gesun­de Eltern-Kind-Bin­dung zu för­dern. Die lang­fris­ti­ge Per­spek­ti­ve zielt dar­auf ab, dem Kind eine alters­ge­rech­te, ora­le Nah­rungs­auf­nah­me zu ermög­li­chen und sei­ne all­ge­mei­ne Ent­wick­lung best­mög­lich zu unter­stüt­zen.

Fazit

Die Son­den­de­pen­denz bei Früh- und Risi­ko­ge­bo­re­nen ist eine kom­ple­xe Füt­ter­stö­rung, die mul­ti­dis­zi­pli­nä­re Auf­merk­sam­keit erfor­dert. Sie ent­steht aus einem Zusam­men­spiel medi­zi­ni­scher, ent­wick­lungs­phy­sio­lo­gi­scher und psy­cho­so­zia­ler Fak­to­ren. Eine früh­zei­ti­ge Dia­gnos­tik und eine umfas­sen­de Eva­lua­ti­on sind ent­schei­dend für die Pla­nung geeig­ne­ter The­ra­pie­an­sät­ze. Evi­denz­ba­sier­te, mul­ti­mo­da­le The­ra­pie­kon­zep­te, oft im Rah­men spe­zia­li­sier­ter Füt­ter­the­ra­pien, zei­gen gute Erfol­ge bei der Son­den­ent­wöh­nung. Eben­so wich­tig ist die Prä­ven­ti­on, die bereits wäh­rend des Kran­ken­haus­auf­ent­halts beginnt und die inten­si­ve Ein­be­zie­hung der Eltern umfasst. Lang­fris­tig benö­ti­gen Fami­li­en eine gut struk­tu­rier­te Nach­sor­ge und umfas­sen­de Unter­stüt­zungs­sys­te­me, um die Ent­wick­lung des Kin­des best­mög­lich zu för­dern und poten­zi­el­len Lang­zeit­fol­gen ent­ge­gen­zu­wir­ken. Zukünf­ti­ge For­schung soll­te sich wei­ter­hin auf die Opti­mie­rung von Prä­ven­ti­ons- und Behand­lungs­stra­te­gien kon­zen­trie­ren, um die Lebens­qua­li­tät betrof­fe­ner Kin­der und ihrer Fami­li­en nach­hal­tig zu ver­bes­sern.

Weiterführende Quellen

Son­den­de­pen­denz bei Früh- und Risi­ko­ge­bo­re­nen – Die­ser Über­sichts­ar­ti­kel aus JuKiP 2024 ist eine zen­tra­le Res­sour­ce zum The­ma Son­den­de­pen­denz bei der genann­ten Popu­la­ti­on.
Abs­tracts – 2. Inter­na­tio­na­ler Kon­gress Früh­kind­li­ches Trau­ma – Die Abs­tracts des Kon­gres­ses ent­hal­ten Hin­wei­se auf die Ver­bin­dung zwi­schen Früh­kind­li­chem Trau­ma und Son­den­de­pen­denz bei Früh- und Risi­ko­ge­bo­re­nen.