Das Ruhrgebiet, einst Synonym für Kohle und Stahl, steht vor einer bemerkenswerten Transformation. Im Jahr 2027 wird es zum Schauplatz eines der größten Gartenfestivals der Welt: der Internationalen Gartenausstellung Metropole Ruhr 2027 (IGA 2027). Diese dezentrale Ausstellung, die vom 23. April bis zum 17. Oktober 2027 stattfinden wird, ist nicht nur die erste ihrer Art in Nordrhein-Westfalen, sondern auch die erste interkommunale Internationale Gartenbauausstellung in dieser Form. Sie verspricht, Antworten auf die drängende Frage „Wie wollen wir morgen leben?“ zu geben und unter dem Motto „Zukunft.Blüht.“ die grüne Transformation der Region sichtbar und erlebbar zu machen.
Eine Region im Wandel: Das Konzept der IGA 2027
Die IGA 2027 ist weit mehr als eine traditionelle Blumenschau. Sie ist als regionales Dekadenprojekt und Laborraum für die nachhaltige Städte-Landschaft der Zukunft konzipiert, das überregionale Ausstrahlung besitzt. Getragen wird dieses ambitionierte Vorhaben vom Regionalverband Ruhr (RVR) gemeinsam mit 53 Kommunen, vier Kreisen, der Emschergenossenschaft und dem Land Nordrhein-Westfalen. Die IGA Metropole Ruhr 2027 gGmbH ist eigens für die Vorbereitung und Durchführung ins Leben gerufen worden.
Das innovative und dezentrale 3‑Ebenen-Konzept ist der Kern der IGA 2027 und ermöglicht es, eine ganze Region in diesen Wandel einzubeziehen:
Zukunftsgärten: Leuchttürme des Wandels
Die Zukunftsgärten bilden die zentralen Ausstellungsflächen und sind modellhafte Projekte für urbane Transformation sowie wegweisende Impulse für eine nachhaltige Landschaftsarchitektur. Hier werden die Kernthemen und Innovationen der IGA 2027 präsentiert. Die drei Hauptstandorte, die teils schon jetzt große Stadtentwicklungsprojekte sind, sind:
- Dortmund: Emscher Nordwärts / Kokerei Hansa. Hier entsteht ein großräumiges Stadtentwicklungs- und Infrastrukturprojekt, das sich auf rund 4,5 Kilometer Länge erstreckt und die ehemalige Kokerei Hansa in ein grünes Zukunftslabor verwandelt.
- Duisburg: Global Garden / RheinPark. Der RheinPark wird Teil des Duisburger Zukunftsgartens und öffnet die Stadt zum Rhein hin.
- Gelsenkirchen: Nordsternpark+. Dreißig Jahre nach der Bundesgartenschau 1997 wird der Nordsternpark weiterentwickelt und widmet sich ökologischen Themen sowie dem Umgang mit Wasser.
Ergänzt werden diese durch weitere Zukunftsgärten in:
- Kreis Recklinghausen: Emscherland (Castrop-Rauxel). Ein neu entstehendes Gebiet, das die Emscherlandschaft in den Fokus rückt.
- Kreis Unna: Freizeit- und Erholung an Lippe und Kanal (Bergkamen/Lünen). Dieser interkommunale Zukunftsgarten verbindet die Haldenlandschaft am Datteln-Hamm-Kanal und die Brache der ehemaligen Zeche Victoria in Lünen mit Wassersportarealen wie der Marina Rünthe.
Unsere Gärten: Grünes Erbe und vernetzte Räume
Die Ebene „Unsere Gärten“ konzentriert sich auf die Aufwertung und Vernetzung bereits bestehender Parks und Grünflächen in der Region. Dies stärkt die grüne und blaue Infrastruktur der teilnehmenden Städte und fördert die Biodiversität sowie neue Freiraum‑, Naherholungs- und Freizeitmöglichkeiten. Sie nimmt den Anspruch in den Blick, zukunftsorientierten Stadtwandel und nachhaltigen Tourismus zu fördern, indem sie das grüne Erbe des Ruhrgebiets – beeindruckende Garten- und Parkanlagen, regionale Grünzüge und artenreiche Industrienatur – in den Vordergrund stellt.
Mein Garten: Bürgerbeteiligung als Fundament
Die Ebene „Mein Garten“ lädt die Bürgerinnen und Bürger aktiv zur Mitgestaltung ein. Egal ob Schrebergärten, Firmengärten, Balkone oder Terrassen – überall dort, wo im Stadtgebiet gegärtnert wird, sollen Menschen teilnehmen und das Ruhrgebiet zum Blühen bringen. Dieser Urban-Gardening-Ansatz fördert das bürgerschaftliche Engagement und die Identifikation mit der Region.
Nachhaltigkeit und Zukunftsfragen im Fokus
Die IGA 2027 setzt sich zum Ziel, globale Zukunftsfragen zu thematisieren und innovative Lösungen für Metropolregionen weltweit zu präsentieren. Ein umfassendes, integratives Nachhaltigkeitskonzept wurde von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Hochschule Bochum, der Westfälischen Hochschule und der Fachhochschule Dortmund erarbeitet, gefördert von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU). Dieses Konzept dient als Leitfaden für die IGA selbst und soll zukünftigen Großveranstaltungen als Vorbild dienen.
Die sechs zentralen Handlungsfelder des Nachhaltigkeitskonzepts umfassen: Ressourcen- und Klimaschutz, Kreislaufwirtschaft und Nachnutzung, Mobilität, nachhaltige Beschaffung, Bildung für nachhaltige Entwicklung sowie Kommunikation und Partizipation. Konkrete Maßnahmen wie die Reduktion von Giveaways, die Nutzung lokaler Lieferanten, Abfallreduzierung und die Förderung des öffentlichen Nahverkehrs sowie von Leihfahrrädern werden empfohlen. Die IGA strebt zudem eine CO2-neutrale Durchführung und ökologische Vielfalt an.
Die Veranstaltung rückt nachhaltige Unternehmen, Start-ups und Projektträger ins Rampenlicht und liefert einzigartige Veranstaltungen, hochklassige Kultur und interaktive Aktionen. Sie verfolgt ökologische, soziale und ökonomische Ziele, um eine grüne, lebenswerte Städte-Landschaft der Zukunft zu schaffen.
Herausforderungen und Chancen
Die Durchführung einer so umfangreichen und dezentralen Gartenausstellung wie der IGA 2027 bringt auch Herausforderungen mit sich. Die Koordination der notwendigen Anpassungsmaßnahmen und ‑prozesse sowie die Findung synergetisch wirkender Instrumente sind zentrale Aufgaben für Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Gesellschaft. Die IGA 2027 setzt dabei auf die bewährte interkommunale Zusammenarbeit in der Metropole Ruhr.
Die IGA bietet eine einzigartige Chance, das Image des Ruhrgebiets als grüne und innovative Metropolregion weiter zu stärken. Sie ist ein Katalysator für langfristige Investitionen in die Freirauminfrastruktur, die zur Bewältigung des Strukturwandels beitragen und positive, nachhaltige Effekte auf die Lebensqualität der Menschen haben sollen. Durch die intensive Bürgerbeteiligung und die Fokussierung auf Zukunftsfragen wird die IGA 2027 nicht nur ein Fest der Gärten, sondern ein Reallabor für eine zukunftsfähige Stadt- und Regionalentwicklung.
Fazit
Die Internationale Gartenausstellung Metropole Ruhr 2027 ist ein ambitioniertes und zukunftsweisendes Projekt. Sie symbolisiert den tiefgreifenden Wandel des Ruhrgebiets von einer industriell geprägten Region zu einer grünen und nachhaltigen Metropolregion. Durch ihr dezentrales Konzept mit den Zukunftsgärten, Unseren Gärten und Meinem Garten bindet sie die gesamte Region und ihre Bewohnerinnen und Bewohner aktiv in diesen Transformationsprozess ein. Die konsequente Ausrichtung an einem umfassenden Nachhaltigkeitskonzept macht die IGA 2027 zu einem Vorreiter für umweltgerechte und sozial verantwortliche Großveranstaltungen. Sie wird nicht nur neue grüne Oasen schaffen und bestehende aufwerten, sondern auch innovative Lösungen für globale Zukunftsfragen präsentieren und damit einen wichtigen Beitrag zur Lebensqualität und Zukunftsfähigkeit des Ruhrgebiets leisten. Die IGA 2027 ist ein starkes Signal für eine blühende Zukunft.
Weiterführende Quellen
https://de.wikipedia.org/wiki/Internationale_Gartenausstellung_Metropole_Ruhr_2027
https://www.iga2027.ruhr/
https://www.bundesgartenschau.de/buga-iga/iga-ruhrgebiet-2027/
https://www.hochschule-bochum.de/nachhaltigkeitskonzept-iga-2027/iga-2027/