Digitainability: Bildung als Schlüssel zur nachhaltigen digitalen Transformation

Digitainability: Bildung als Schlüssel zur nachhaltigen digitalen Transformation

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Die rapi­de digi­ta­le Trans­for­ma­ti­on und die drän­gen­de Not­wen­dig­keit einer sozi­al, öko­no­misch und öko­lo­gisch nach­hal­ti­gen Ent­wick­lung sind die prä­gen­den Mega­trends des 21. Jahr­hun­derts. Sie gestal­ten unse­re Gesell­schaft, Wirt­schaft und unser indi­vi­du­el­les Leben grund­le­gend um. In die­sem Span­nungs­feld ent­steht das Kon­zept der Digi­taina­bi­li­ty, eine Wort­schöp­fung, die die untrenn­ba­re Ver­bin­dung von Digi­ta­li­sie­rung und Nach­hal­tig­keit umschreibt. Für das Bil­dungs­sys­tem bedeu­tet dies nicht nur eine Anpas­sung an neue Tech­no­lo­gien, son­dern eine fun­da­men­ta­le Neu­aus­rich­tung, um Ler­nen­de auf eine Welt vor­zu­be­rei­ten, in der die­se bei­den Kräf­te Hand in Hand gehen müs­sen, um eine zukunfts­fä­hi­ge und lebens­wer­te Rea­li­tät zu schaf­fen.

Die Symbiose von Digitalität und Nachhaltigkeit (Digitainability)

Digi­taina­bi­li­ty beschreibt das Poten­zi­al digi­ta­ler Inno­va­tio­nen und Anwen­dun­gen, als ent­schei­den­de Instru­men­te im Kampf für mehr Umwelt­schutz und zur Bewäl­ti­gung zen­tra­ler Her­aus­for­de­run­gen einer not­wen­di­gen nach­hal­ti­gen Ent­wick­lung zu die­nen. Die Digi­ta­li­sie­rung bie­tet gro­ße Chan­cen, die Welt nach­hal­ti­ger zu gestal­ten. Sie kann daten­ge­trie­be­ne Effi­zi­enz­stei­ge­run­gen ermög­li­chen und digi­ta­le Inno­va­tio­nen für Berei­che wie nach­hal­ti­ge Stadt­ent­wick­lung, Kreis­lauf­wirt­schaft und Ener­gie­wen­de vor­an­trei­ben. Auch für Bil­dung, Gesund­heit und sozia­le Inno­va­tio­nen eröff­nen sich umfas­send neue Mög­lich­kei­ten. Digi­ta­le Tech­no­lo­gien kön­nen, wenn sie acht­sam ein­ge­setzt wer­den, wich­ti­ge Infor­ma­tio­nen zeit­nah ver­brei­ten, die Trans­pa­renz erhö­hen, das Bewusst­sein schär­fen und die Men­schen über not­wen­di­ge Ent­schei­dun­gen und Maß­nah­men für eine nach­hal­ti­ge Zukunft auf­klä­ren.

Jedoch birgt die­se Sym­bio­se auch Risi­ken. Der hohe Ener­gie- und Res­sour­cen­ver­brauch digi­ta­ler Tech­no­lo­gien ist eine Her­aus­for­de­rung, die eine geziel­te nach­hal­ti­ge­re Gestal­tung digi­ta­ler Pro­zes­se und Tech­no­lo­gien erfor­dert. Die Fra­ge, wie Digi­ta­li­sie­rung im Ein­klang mit nach­hal­ti­ger Ent­wick­lung gebracht wer­den kann, ist daher zen­tral. Dies erfor­dert einen reflek­tier­ten Umgang mit digi­ta­len Medi­en und die Befä­hi­gung, tech­no­lo­gi­schen Fort­schritt kri­tisch zu bewer­ten und zu nut­zen.

Die Zukunft der Bildung: Kompetenzen für eine komplexe Welt

Die Anfor­de­run­gen an Bil­dung haben sich im Zuge der digi­ta­len Trans­for­ma­ti­on und der Not­wen­dig­keit nach­hal­ti­ger Ent­wick­lung dra­ma­tisch gewan­delt. Es geht nicht mehr pri­mär um die rei­ne Wis­sens­ver­mitt­lung, son­dern dar­um, Ler­nen­de mit den not­wen­di­gen Kom­pe­ten­zen aus­zu­stat­ten, um die Zukunft aktiv mit­zu­ge­stal­ten. Die Schu­le von mor­gen berei­tet auf lebens­lan­ges Ler­nen vor, da sich Berufs­fel­der und Anfor­de­run­gen rasant ver­än­dern.

Schlüsselkompetenzen des 21. Jahrhunderts

Im Zen­trum zukunfts­fä­hi­ger Bil­dung ste­hen die soge­nann­ten 4K-Kom­pe­ten­zen: Kri­ti­sches Den­ken, Krea­ti­vi­tät, Kom­mu­ni­ka­ti­on und Kol­la­bo­ra­ti­on. Die­se Fähig­kei­ten sind ent­schei­dend, um in einer von Unsi­cher­heit, Kom­ple­xi­tät und Ambi­gui­tät (VUKA-Welt) gepräg­ten Zeit agil und hand­lungs­fä­hig zu blei­ben.

Kritisches Denken im digitalen Zeitalter

Die Fähig­keit, digi­ta­le Medi­en kri­tisch zu nut­zen, ist eine Kern­kom­pe­tenz. Dies umfasst die Medi­en­kri­tik, also die Refle­xi­on über Medi­en­in­hal­te und deren Aus­wir­kun­gen auf die Gesell­schaft, sowie das tech­ni­sche Ver­ständ­nis und Wis­sen über Funk­ti­ons­wei­sen von Medi­en. Es ist ent­schei­dend zu ver­ste­hen, wie Medi­en­in­hal­te ent­ste­hen, wie sie uns errei­chen und wie sie uns beein­flus­sen kön­nen. Ange­sichts der Ver­brei­tung von Des­in­for­ma­tio­nen und unse­riö­sen Nach­rich­ten im Netz ist die För­de­rung einer kri­ti­schen Medi­en­kom­pe­tenz und eines reflek­tier­ten Umgangs mit Infor­ma­tio­nen eine beson­ders wich­ti­ge Auf­ga­be der Erwach­se­nen­bil­dung. Bil­dung muss Ler­nen­de dazu befä­hi­gen, digi­ta­le Medi­en zu ana­ly­sie­ren, zu bewer­ten, zu ver­ste­hen und zu reflek­tie­ren. Der Ein­satz digi­ta­ler Medi­en kann und soll Ler­nen­de zum Nach­den­ken über die Welt, zum kri­ti­schen Reflek­tie­ren und zum kom­mu­ni­ka­ti­ven Aus­tausch anre­gen.

Kompetenzentwicklung Digitalisierung und Nachhaltigkeit

Die beruf­li­che Bil­dung und die Hoch­schul­bil­dung ste­hen vor der Her­aus­for­de­rung, die The­men Digi­ta­li­sie­rung und Nach­hal­tig­keit inhalt­lich mit­ein­an­der zu ver­knüp­fen. Ein neu ent­wi­ckel­tes Kom­pe­tenz­mo­dell inte­griert bei­de Dimen­sio­nen gleich­be­rech­tigt und dient als Leit­fa­den für eine zukunfts­ori­en­tier­te Aus- und Wei­ter­bil­dung. Dabei geht es dar­um, Kom­pe­ten­zen für eine digi­ta­li­sier­te Welt zu erwer­ben und gleich­zei­tig Kom­pe­ten­zen für die nach­hal­ti­ge Gestal­tung der Gesell­schaft zu ent­wi­ckeln. Eine mul­ti­per­spek­ti­vi­sche und ver­schränk­te Betrach­tung von Nach­hal­tig­keit und Digi­ta­li­sie­rung birgt gro­ße Poten­zia­le für eine zukunfts­ori­en­tier­te Hoch­schul­bil­dung.

Ganzheitliche Bildungskonzepte und zukunftsfähige Lernumgebungen

Um die­sen kom­ple­xen Anfor­de­run­gen gerecht zu wer­den, sind ganz­heit­li­che Bil­dungs­kon­zep­te uner­läss­lich. Die­se Kon­zep­te müs­sen über die rei­ne Aus­stat­tung mit IT-Infra­struk­tur hin­aus­ge­hen und grund­le­gen­de Ver­än­de­run­gen in den Lern­zie­len, der Päd­ago­gik und den Lern­um­ge­bun­gen berück­sich­ti­gen. Bil­dung für nach­hal­ti­ge Ent­wick­lung (BNE) ist dabei ein Trei­ber für die gesam­te Agen­da 2030 der UN und soll sicher­stel­len, dass alle Ler­nen­den die not­wen­di­gen Kennt­nis­se und Qua­li­fi­ka­tio­nen zur För­de­rung nach­hal­ti­ger Ent­wick­lung erwer­ben. BNE ist eine ganz­heit­li­che und trans­for­ma­ti­ve Bil­dung, die Lern­in­hal­te und ‑ergeb­nis­se, Päd­ago­gik und die Lern­um­ge­bung berück­sich­tigt, mit dem Ziel, eine Trans­for­ma­ti­on der Gesell­schaft zu bewir­ken.

Lernumgebungen der Zukunft

Digi­ta­le Medi­en sind ein fes­ter Bestand­teil des Ler­nens gewor­den und ermög­li­chen ein indi­vi­dua­li­sier­tes, chan­cen­ge­rech­tes, selbst­ge­steu­er­tes und koope­ra­ti­ves Ler­nen. Sie kön­nen als Werk­zeu­ge des Leh­rens und Ler­nens ein­ge­setzt wer­den und gleich­zei­tig als Lern­in­halt im Zen­trum des unter­richt­li­chen Gesche­hens ste­hen. Inter­ak­ti­ve und ler­nen­den­zen­trier­te sowie pro­blem­ori­en­tier­te Lern­set­tings, die refle­xi­ve und trans­for­ma­ti­ve Inno­va­tions- und Lern­räu­me schaf­fen, sind hier­bei ent­schei­dend. Bei­spie­le wie Online-The­men­ge­mein­schaf­ten, Gami­fi­ca­ti­on oder die Schaf­fung von Vir­tu­al- und Aug­men­ted-Rea­li­ty-Lern­um­ge­bun­gen zei­gen das enor­me Poten­zi­al, Lern­in­hal­te pro­duk­tiv und sozi­al erfahr­bar zu machen, jen­seits phy­si­scher Gren­zen.

Gesellschaftliche Resilienz durch Bildung stärken

Gesell­schaft­li­che Resi­li­enz im digi­ta­len Wan­del beschreibt die Fähig­keit von Indi­vi­du­en, Orga­ni­sa­tio­nen und Gesell­schaf­ten, sich an fort­lau­fen­de Ver­än­de­run­gen durch tech­no­lo­gi­sche Inno­va­tio­nen anzu­pas­sen und die­se pro­ak­tiv mit­zu­ge­stal­ten. Bil­dung spielt eine Schlüs­sel­rol­le beim Auf­bau die­ser Resi­li­enz.

Digitale Resilienz: Die Fähigkeit zur Anpassung

Digi­ta­le Resi­li­enz ist die Fähig­keit, digi­ta­le Her­aus­for­de­run­gen zu bewäl­ti­gen und sich schnell von tech­ni­schen Stö­run­gen, Cyber­an­grif­fen oder ande­ren digi­ta­len Bedro­hun­gen zu erho­len. Für die Gesell­schaft bedeu­tet dies, die Vor­tei­le der Digi­ta­li­sie­rung voll aus­zu­schöp­fen und gleich­zei­tig die damit ver­bun­de­nen Risi­ken zu mini­mie­ren. Ein wesent­li­cher Aspekt ist dabei die Über­brü­ckung der digi­ta­len Kluft, um sicher­zu­stel­len, dass alle Men­schen Zugang zu digi­ta­len Res­sour­cen und Kennt­nis­sen haben und somit eine inklu­si­ve digi­ta­le Gesell­schaft geschaf­fen wird. Bil­dungs­ein­rich­tun­gen müs­sen gewähr­leis­ten, dass Schü­le­rin­nen und Schü­ler die not­wen­di­gen digi­ta­len Kom­pe­ten­zen erwer­ben, um die digi­ta­le Trans­for­ma­ti­on erfolg­reich zu bewäl­ti­gen.

Es ist uner­läss­lich, dass Men­schen die not­wen­di­gen Fähig­kei­ten und die Moti­va­ti­on haben, den digi­ta­len Wan­del mit­zu­ge­stal­ten, um zu ver­hin­dern, dass Tei­le der Gesell­schaft sich durch Über­for­de­rung abwen­den und abge­hängt wer­den. Der Erwerb digi­ta­ler Kom­pe­ten­zen – ein Leben lang – ist dafür eine Grund­vor­aus­set­zung.

Herausforderungen und Potenziale der Transformation

Die digi­ta­le Trans­for­ma­ti­on des Bil­dungs­we­sens bringt viel­fäl­ti­ge Her­aus­for­de­run­gen mit sich. Dazu gehö­ren der Aus­bau und die Sicher­stel­lung der Funk­ti­ons­fä­hig­keit der Infra­struk­tur, die Ent­wick­lung qua­li­täts­ge­si­cher­ter digi­ta­ler Lern­an­ge­bo­te und die Sicher­stel­lung des Daten­schut­zes sowie der Kin­der­rech­te im Inter­net. Auch die Qua­li­fi­zie­rung des Lehr­per­so­nals mit geeig­ne­ten IT-Kom­pe­ten­zen ist essen­zi­ell. Eine wei­te­re Her­aus­for­de­rung ist die Gefahr, dass der Ein­satz von Tech­no­lo­gie bestehen­de Ungleich­hei­ten im Zugang zu Bil­dung ver­stär­ken kann, wenn nicht alle Ler­nen­den über die nöti­gen digi­ta­len Res­sour­cen und Kom­pe­ten­zen ver­fü­gen.

Den­noch über­wie­gen die Poten­zia­le bei wei­tem. Digi­ta­le Tech­no­lo­gien kön­nen Bar­rie­ren abbau­en und Bil­dung inklu­si­ver gestal­ten, indem sie bei­spiels­wei­se Men­schen in abge­le­ge­nen Gebie­ten oder mit beson­de­ren Bedürf­nis­sen errei­chen. Sie ermög­li­chen zeit- und orts­un­ab­hän­gi­gen Zugang zu umfang­rei­chen Bil­dungs­res­sour­cen und kön­nen das päd­ago­gi­sche Per­so­nal bei der Orga­ni­sa­ti­on von Bil­dungs­pro­zes­sen unter­stüt­zen. Mul­ti­me­dia­le, inter­ak­ti­ve und adap­ti­ve digi­ta­le Werk­zeu­ge kön­nen die Qua­li­tät indi­vi­du­el­ler und kol­la­bo­ra­ti­ver Lehr-Lern­pro­zes­se erheb­lich stei­gern.

Fazit

Die Zukunft der Bil­dung ist untrenn­bar mit der kon­ver­gen­ten Ent­wick­lung von Digi­ta­li­tät und Nach­hal­tig­keit ver­bun­den – der Digi­taina­bi­li­ty. Die­se inte­gra­ti­ve Per­spek­ti­ve ist nicht nur ein Trend, son­dern eine essen­zi­el­le Not­wen­dig­keit, um die Her­aus­for­de­run­gen des 21. Jahr­hun­derts zu meis­tern und die Chan­cen einer tech­no­lo­gisch fort­ge­schrit­te­nen, öko­lo­gisch bewuss­ten und sozi­al gerech­ten Gesell­schaft zu nut­zen. Bil­dungs­sys­te­me müs­sen sich pro­ak­tiv wan­deln, um Ler­nen­de mit den Kom­pe­ten­zen für eine nach­hal­ti­ge digi­ta­le Welt aus­zu­stat­ten, die über rei­ne tech­ni­sche Fer­tig­kei­ten hin­aus­ge­hen. Dies erfor­dert die För­de­rung von kri­ti­schem Den­ken, Krea­ti­vi­tät, Koope­ra­ti­on und gesell­schaft­li­cher Resi­li­enz. Indem wir ganz­heit­li­che Bil­dungs­kon­zep­te ent­wi­ckeln, die Digi­ta­li­sie­rung und Nach­hal­tig­keit als sich gegen­sei­tig ver­stär­ken­de Kräf­te begrei­fen, schaf­fen wir die Grund­la­ge für eine ler­nen­de Gesell­schaft, die den Wan­del nicht nur bewäl­tigt, son­dern aktiv und ver­ant­wor­tungs­voll gestal­tet.

Weiterführende Quellen

https://www.hfp.tum.de/policy/projekte-in-forschung-lehre/lehrprojekte/digitainability/

https://www.bpb.de/lernen/digitale-bildung/werkstatt/294758/digitale-bildung-und-nachhaltigkeit/