Intelligente Bildungswelten: KI, Datenschutz und Didaktik im Fokus der Hochschulen

Intelligente Bildungswelten: KI, Datenschutz und Didaktik im Fokus der Hochschulen

Die Hoch­schul­bil­dung befin­det sich in einem rasan­ten Trans­for­ma­ti­ons­pro­zess, der maß­geb­lich durch die Inte­gra­ti­on von Künst­li­cher Intel­li­genz (KI) und daten­ge­trie­be­nen Metho­den wie Lear­ning Ana­ly­tics geprägt wird. Die­se Ent­wick­lun­gen ver­spre­chen immense Poten­zia­le zur Ver­bes­se­rung von Leh­re und For­schung, wer­fen aber gleich­zei­tig kom­ple­xe Fra­gen hin­sicht­lich Daten­schutz, IT-Sicher­heit und ethi­scher Ver­ant­wor­tung auf. Eine vor­aus­schau­en­de Gestal­tung die­ser intel­li­gen­ten Bil­dungs­wel­ten erfor­dert einen kri­tisch-reflek­tier­ten Umgang mit den neu­en Tech­no­lo­gien und eine umfas­sen­de Aus­ein­an­der­set­zung mit ihren Aus­wir­kun­gen auf alle Akteu­re im Hoch­schul­be­reich.

Die Europäische KI-Verordnung: Ein neuer Rechtsrahmen für Hochschulen

Die im Jahr 2024 ver­ab­schie­de­te KI-Ver­ord­nung (KIVO) der Euro­päi­schen Uni­on, auch bekannt als AI Act, schafft einen ein­heit­li­chen Rechts­rah­men für die Ent­wick­lung und den Ein­satz von KI-Sys­te­men in Euro­pa und hat weit­rei­chen­de Aus­wir­kun­gen auf Hoch­schu­len und den Wis­sen­schafts­be­reich. Ers­te Vor­ga­ben des AI Acts sind bereits seit dem 2. Febru­ar 2025 in Kraft getre­ten. Die Ver­ord­nung ver­folgt einen risi­ko­ba­sier­ten Ansatz, der KI-Anwen­dun­gen je nach Risi­ko­stu­fe unter­schied­lich regu­liert. Sys­te­me mit hohem Risi­ko, die sich nega­tiv auf Grund­rech­te aus­wir­ken kön­nen – etwa KI-gestütz­te Bewer­tungs- und Aus­wahl­ver­fah­ren oder Zulas­sungs­ver­fah­ren – unter­lie­gen stren­ge­ren Anfor­de­run­gen.

Konkrete Pflichten für Hochschulen

Hoch­schu­len müs­sen sicher­stel­len, dass sie die gesetz­li­chen Anfor­de­run­gen an Trans­pa­renz, Daten­schutz und Sicher­heit erfül­len. Dazu gehört die Ent­wick­lung inter­ner Richt­li­ni­en zur KI-Nut­zung, die Schu­lung von Mit­ar­bei­ten­den und der Ein­satz inter­dis­zi­pli­nä­rer Exper­ten­gre­mi­en. Auch die KI-Kom­pe­tenz als Rechts­pflicht wird betont; Hoch­schul­lei­tun­gen müs­sen gewähr­leis­ten, dass alle, die KI ein­set­zen, „KI-kom­pe­tent“ sind und die recht­li­chen sowie tech­ni­schen Impli­ka­tio­nen ein­schät­zen kön­nen. Dies umfasst auch die Ver­wen­dung lizen­zier­ter Soft­ware. For­schung zu KI-basier­ten Unter­stüt­zungs­sys­te­men ist gemäß Arti­kel 2 Absatz 6 der KIVO von der Ver­ord­nung aus­ge­nom­men, solan­ge sie aus­schließ­lich wis­sen­schaft­li­cher For­schung und Ent­wick­lung dient.

Datenschutz und Sicherheit von Studierendendaten: Grundpfeiler der digitalen Hochschule

Die Ver­ar­bei­tung von Stu­die­ren­den­da­ten ist ein zen­tra­ler Bestand­teil des Hoch­schul­all­tags, sei es in der Ver­wal­tung, der Leh­re oder der For­schung. Mit dem ver­mehr­ten Ein­satz von Lear­ning Ana­ly­tics und Data Mining zur Opti­mie­rung von Lern­pro­zes­sen rückt das The­ma Daten­schutz noch stär­ker in den Fokus. Die Daten­schutz-Grund­ver­ord­nung (DSGVO) gilt für alle KI-Anwen­dun­gen, die per­so­nen­be­zo­ge­ne Daten ver­ar­bei­ten, und Hoch­schu­len sind ver­pflich­tet, Maß­nah­men zur Anony­mi­sie­rung oder Pseud­ony­mi­sie­rung zu ergrei­fen, wenn sen­si­ble Daten genutzt wer­den.

Herausforderungen bei Learning Analytics

Lear­ning Ana­ly­tics (LA) birgt gro­ßes Poten­zi­al, um Lern- und Lehr­pro­zes­se zu ver­bes­sern und Stu­die­ren­de früh­zei­tig bei Pro­ble­men zu unter­stüt­zen, indem Mus­ter in Lern­da­ten erkannt wer­den. Gleich­zei­tig stel­len LA die Hoch­schu­len vor erheb­li­che daten­schutz­recht­li­che Her­aus­for­de­run­gen. Rechts­gut­ach­ten zei­gen, dass daten­schutz­recht­li­che Gene­ral­klau­seln allein oft nicht aus­rei­chen und die Ein­wil­li­gung der Stu­die­ren­den unter hohen Anfor­de­run­gen an Trans­pa­renz und Frei­wil­lig­keit not­wen­dig ist. Eine vor­sorg­li­che Daten­schutz-Fol­gen­ab­schät­zung ist für den Ein­satz von Lear­ning Ana­ly­tics an Hoch­schu­len drin­gend zu emp­feh­len, um einen ver­ant­wor­tungs­vol­len Umgang mit sen­si­blen Bil­dungs­da­ten zu gewähr­leis­ten.

Schutz vor Cyberangriffen

Neben der recht­li­chen Dimen­si­on ist die Daten­si­cher­heit ein zen­tra­ler Bau­stein des Daten­schut­zes. Cyber­an­grif­fe auf Hoch­schu­len und For­schungs­ein­rich­tun­gen neh­men zu, und auf­grund ihrer offe­nen Struk­tu­ren sind sie beson­ders anfäl­lig. Der Schutz von For­schungs­er­geb­nis­sen und Stu­die­ren­den­da­ten vor unbe­fug­tem Zugriff, Ver­lust oder Mani­pu­la­ti­on ist von größ­ter Bedeu­tung. Hoch­schu­len müs­sen zuver­läs­si­ge Pro­zes­se für Aus­kunfts­rech­te eta­blie­ren und tech­ni­sche sowie orga­ni­sa­to­ri­sche Maß­nah­men zur Siche­rung der Daten tref­fen.

KI-Ethik in Hochschulen: Wertebasierte Gestaltung digitaler Transformation

Der Ein­satz von KI in der Hoch­schul­bil­dung bie­tet zahl­rei­che Chan­cen, erfor­dert jedoch eine fun­dier­te Wer­te­dis­kus­si­on und die Eta­blie­rung kla­rer ethi­scher Richt­li­ni­en. Es geht dar­um, ein gemein­sa­mes Ver­ständ­nis für einen ver­ant­wor­tungs­vol­len, kri­tisch reflek­tier­ten und sou­ve­rä­nen Umgang mit KI zu schaf­fen. Zen­tral für ein ethi­sches Grund­ver­ständ­nis sind die Prin­zi­pi­en von Rechen­schaft, Ver­ant­wor­tung und Trans­pa­renz.

Vermeidung von Bias und Förderung von Eigenleistung

Ein wesent­li­ches ethi­sches Anlie­gen ist die Ver­mei­dung von Bias in KI-Sys­te­men, die dis­kri­mi­nie­ren­de Mus­ter aus Trai­nings­da­ten über­neh­men kön­nen. Hoch­schu­len müs­sen kri­tisch hin­ter­fra­gen, wel­che Prei­se die Dele­ga­ti­on von Auf­ga­ben an KI hat, und sicher­stel­len, dass KI-Sys­te­me nicht die Eigen­leis­tung der Stu­die­ren­den erset­zen. Die Leh­ren­den tra­gen wei­ter­hin die Ver­ant­wor­tung für die Qua­li­tät und Wirk­sam­keit der Leh­re. Richt­li­ni­en müs­sen kla­re Regeln zur KI-Nut­zung defi­nie­ren, ein­schließ­lich erlaub­ter und uner­laub­ter Anwen­dun­gen sowie der Kon­se­quen­zen bei Regel­ver­stö­ßen.

Learning Analytics und Data Mining als didaktische Werkzeuge

Data Mining ermög­licht es Bil­dungs­ein­rich­tun­gen, ver­bor­ge­ne Mus­ter in gro­ßen Daten­ban­ken zu erken­nen, um Res­sour­cen effek­ti­ver zuzu­wei­sen, Stu­di­en­ver­läu­fe zu pro­gnos­ti­zie­ren und die Wirk­sam­keit von För­der­maß­nah­men zu ver­bes­sern. Edu­ca­tio­nal Data Mining kon­zen­triert sich dabei auf Daten, die im Bil­dungs­be­reich ent­ste­hen, wie admi­nis­tra­ti­ve Daten oder Inter­ak­tio­nen in Lern­um­ge­bun­gen. Die­se Tech­ni­ken kön­nen zur Ana­ly­se der Stu­di­en­leis­tung, zur Grup­pie­rung von Stu­die­ren­den oder zur Vor­her­sa­ge von Stu­di­en­erfol­gen ein­ge­setzt wer­den.

Interdisziplinäre Zusammenarbeit und Transparenz

Das vol­le Poten­zi­al die­ser Anwen­dun­gen lässt sich jedoch nur durch inter­dis­zi­pli­nä­re Teams rea­li­sie­ren, in denen Didak­ti­ker und Päd­ago­gen die Inter­pre­ta­ti­on der gewon­ne­nen Mus­ter beglei­ten und klas­si­fi­zie­ren. Die Lear­ning AID Kon­fe­renz ist im deutsch­spra­chi­gen Raum das zen­tra­le Forum, auf dem Wis­sen­schaft, Poli­tik und Unter­stüt­zungs­ein­rich­tun­gen den Stand der Din­ge bei Lear­ning Ana­ly­tics, Arti­fi­ci­al Intel­li­gence und Data Mining in der Hoch­schul­bil­dung dis­ku­tie­ren. Die Kon­fe­renz bie­tet eine wich­ti­ge Ver­net­zungs­platt­form für For­schung und Pra­xis und klärt spe­zi­fi­sche Fra­gen im Kon­text von Stu­di­en­be­ra­tung, Daten­schutz, Ethik und Hoch­schul­di­dak­tik. Die nächs­te Lear­ning AID fin­det vom 1. bis 3. Sep­tem­ber 2025 an der Ruhr-Uni­ver­si­tät Bochum statt.

Hochschuldidaktik im Zeitalter der KI: Neuausrichtung von Lehre und Lernen

Der rasan­te Ein­zug von KI in die Hoch­schul­bil­dung erfor­dert eine tief­grei­fen­de Anpas­sung der Hoch­schul­di­dak­tik. KI ist längst mehr als nur text- und bild­ge­ne­rie­ren­de Chat­bots und bie­tet Poten­zia­le für per­so­na­li­sier­tes Ler­nen und adap­ti­ve Sys­te­me. Die Rol­le der Leh­ren­den wan­delt sich von rei­nen Wis­sens­ver­mitt­lern zu För­de­rern von kri­ti­schem Den­ken und selbst­be­stimm­tem Ler­nen.

Entwicklung von KI-Kompetenzen und didaktische Konzepte

Es ist ent­schei­dend, dass Stu­die­ren­de und Leh­ren­de glei­cher­ma­ßen KI-Kom­pe­ten­zen erwer­ben, um die Tech­no­lo­gien sicher, effek­tiv und ethisch zu nut­zen. Dies umfasst das Ver­ständ­nis der Funk­ti­ons­wei­se von KI, die Fähig­keit zur kri­ti­schen Hin­ter­fra­gung gene­rier­ter Inhal­te und die Refle­xi­on über die ethi­schen Impli­ka­tio­nen. Hoch­schu­len sind gefor­dert, ihre Bil­dungs­pro­gram­me und Cur­ri­cu­la anzu­pas­sen, um die­se Kom­pe­ten­zen zu inte­grie­ren. Neue didak­ti­sche Kon­zep­te, wie eine „Hybrid-Didak­tik“, müs­sen die Inter­ak­ti­on mit Tech­no­lo­gie berück­sich­ti­gen und gleich­zei­tig Raum für die Ent­wick­lung mensch­li­cher kogni­ti­ver und meta­ko­gni­ti­ver Fähig­kei­ten las­sen. Der Aus­tausch und die Ent­wick­lung von Hand­rei­chun­gen sowie Leit­li­ni­en zur KI-Nut­zung in der Leh­re sind dabei von gro­ßer Bedeu­tung.

Fazit

Die Inte­gra­ti­on von KI und daten­ge­trie­be­nen Tech­no­lo­gien wie Lear­ning Ana­ly­tics birgt ein enor­mes Poten­zi­al, die Hoch­schul­bil­dung zu trans­for­mie­ren und Lern­pro­zes­se effek­ti­ver zu gestal­ten. Doch die­ser Wan­del muss ver­ant­wor­tungs­voll und ethisch fun­diert erfol­gen. Die Euro­päi­sche KI-Ver­ord­nung setzt einen wich­ti­gen recht­li­chen Rah­men, der Hoch­schu­len zur Eta­blie­rung von KI-Kom­pe­ten­zen, zur Wah­rung des Daten­schut­zes und zur Gewähr­leis­tung der Sicher­heit von Stu­die­ren­den­da­ten ver­pflich­tet. Gleich­zei­tig sind didak­ti­sche Inno­va­tio­nen uner­läss­lich, um Leh­ren­de und Stu­die­ren­de auf die Anfor­de­run­gen der digi­ta­len Welt vor­zu­be­rei­ten und einen kri­tisch-reflek­tier­ten Umgang mit intel­li­gen­ten Sys­te­men zu för­dern. Der kon­ti­nu­ier­li­che Dia­log auf Platt­for­men wie der Lear­ning AID Kon­fe­renz ist ent­schei­dend, um die Chan­cen der KI zu nut­zen und die Her­aus­for­de­run­gen im Sin­ne einer zukunfts­fä­hi­gen und mensch­zen­trier­ten Hoch­schul­bil­dung zu meis­tern.

Weiterführende Quellen

https://kpmg-law.de/ai-act-das-gilt-fuer-ki-in-hochschulen-und-forschung/

https://www.forschung-und-lehre.de/recht/erste-vorgaben-zum-einsatz-von-ki-greifen-6878

https://ki-edu-nrw.ruhr-uni-bochum.de/was-die-ki-verordnung-fuer-hochschulen-bedeutet/

https://blog.hwr-berlin.de/elerner/die-ki-verordnung-was-hochschulen-wissen-muessen/