Bonn, als internationale Stadt und Sitz des UN-Klimasekretariats, hat sich einem ehrgeizigen Ziel verschrieben: bis 2035 klimaneutral zu werden. Dieses Bestreben durchdringt alle Bereiche des städtischen Lebens, und die Kultur spielt dabei eine entscheidende Rolle. Weit mehr als bloße Unterhaltung wird die Bonner Kulturszene zu einem vitalen Motor für Veränderung, der ökologisches Bewusstsein schärft und konkrete Wege in eine nachhaltige Zukunft aufzeigt.
Summer of Change: Ein Festival der Transformation
Im Herzen dieser kulturellen Nachhaltigkeitsbewegung steht das „Summer of Change – Kulturfestival Bonn“. Vom 31. Mai bis zum 27. September 2025 versammelt dieses wegweisende Festival über 90 Veranstaltungen an 40 Orten im gesamten Stadtgebiet. Es ist das Ergebnis einer beeindruckenden Initiative von rund 40 Partnern aus allen Kultursparten, Vereinen und wissenschaftlichen Organisationen, die gemeinsam ein vielseitiges Programm für alle Altersgruppen zusammengestellt haben.
Kreative Auseinandersetzung mit Nachhaltigkeit
Das Hauptziel des „Summer of Change“ ist es, die kreativen Auseinandersetzungen der Kultureinrichtungen mit der Thematik der ökologischen Nachhaltigkeit für die Bonner Stadtgesellschaft sichtbar zu machen. Durch Ausstellungen, Lesungen, Theateraufführungen, Performances, Filme, Vorträge, Workshops, Informationsveranstaltungen, Familienprogramme, digitale Angebote, Sportveranstaltungen und Konzerte wird das Publikum aktiv zur Auseinandersetzung mit Umweltthemen angeregt. Die Eröffnung erfolgte am 31. Mai 2025 mit dem Museumsmeilenfest, und der Abschluss wird am 27. September ein Podiumsgespräch zum Thema „Transformation jetzt!“ sein, gefolgt von einem Konzert im Rahmen des Beethovenfestes.
Die Nachhaltige Kulturstrategie Bonn 2035
Das „Summer of Change“ ist dabei nur ein Leuchtturmprojekt innerhalb eines umfassenderen Rahmens. Die Bundesstadt Bonn hat bereits im November 2024 die „Nachhaltige Kulturstrategie für die Stadt Bonn 2035“ mit dem Titel „bunter. bewegter. bewusster.“ beschlossen. Diese Strategie ist ein klares Bekenntnis, Kultur, Klimaschutz und soziale Teilhabe Hand in Hand zu denken.
Ganzheitlicher Ansatz und Kooperation
Die Strategie setzt auf neue und innovative Ansätze, um den Herausforderungen wie Klimawandel, Ressourcenverbrauch und soziale Ungleichheit zu begegnen. Ein ganzheitlicher, partizipativer Ansatz und die Integration der 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen (SDGs) spielen eine zentrale Rolle. Die „Koordinierungsstelle Kultur und Nachhaltigkeit“, eingerichtet im September 2022, fungiert als zentrale Anlaufstelle für alle Bonner Kulturinstitutionen und Akteure im Bereich Nachhaltigkeit. Sie bündelt Aktivitäten, bietet Beratung, Vernetzung und Fortbildung an und war maßgeblich an der Entwicklung der Nachhaltigen Kulturstrategie beteiligt.
Kultur als Motor für den Klimaplan 2035
Bonns Ziel, bis 2035 klimaneutral zu sein, ist ambitioniert und erfordert eine Reduzierung der CO2-Emissionen um mehr als 90 Prozent im Vergleich zu 2020. Der „Klimaplan 2035“ ist der Fahrplan hierfür. Kultur und Sport werden explizit als wichtige Motoren für diesen Veränderungsprozess betrachtet.
Von Klimakunstlaboren zu Bürgerbeteiligung
Bereits seit 2017, angestoßen durch die Weltklimakonferenz COP23 in Bonn, wird das Zusammenspiel von Kunst und Klima aktiv gefördert. Unter dem Dach eines transdisziplinären Klimakunstlabors namens ARTAINABLE („Art goes sustainable“) werden kulturpolitische Nachhaltigkeitsaktivitäten entwickelt und gefördert. Dies umfasst betriebsökologische Maßnahmen sowie lokale und interkommunale Klima-Kunst-Projekte. Das Kunstmuseum Bonn thematisiert Umweltbewusstsein und die Verbreitung von Ideen durch Künstler wie Joseph Beuys, die sich mit Materialien und ihren Bedeutungen auseinandersetzen.
Die Bundeskunsthalle widmet sich ebenfalls umfassend der Nachhaltigkeit, sowohl in ihrer Programmatik als auch im Gebäudemanagement. Sie hat Ausstellungen wie „WEtransFORM“ gezeigt und läutete den „Summer of Change“ mit ein. Auch das Theater Bonn bietet Führungen durch seine Werkstätten an, die die nachhaltige Arbeitspraxis der Handwerksberufe im Theater beleuchten. Projekte wie „Incredible 3D Graffiti sculptures“ mit der Bonner Müllverwertungsanlage (MVA) zeigen, wie Upcycling und Umweltbewusstsein durch Kunst vermittelt werden können.
Das Engagement geht über die großen Institutionen hinaus. Initiativen wie „Bonn im Wandel“ arbeiten an einer Stadt- und Lebenskultur, die fairer, nachhaltiger und menschenfreundlicher ist, und organisieren Projekte von Repair Cafés bis hin zu Lastenradgruppen. Die Einbindung der Bürgerinnen ist dabei entscheidend: Der Klimaplan 2035 wurde auch durch die Ergebnisse von Bürger-Klimaforen und 37 erarbeiteten Aktionsplänen der Bürgerinnen maßgeblich mitgestaltet.
Fazit
Die Stadt Bonn demonstriert eindrucksvoll, wie Kultur ein strategischer Partner auf dem Weg zu einer klimaneutralen und nachhaltigen Stadtentwicklung sein kann. Mit Festivals wie dem „Summer of Change“ und einer umfassenden „Nachhaltigen Kulturstrategie“ wird die Kreativität der Kulturszene genutzt, um Bewusstsein zu schaffen, zum Handeln anzuregen und innovative Lösungen für die Herausforderungen des Klimawandels zu finden. Das Zusammenspiel von Kunst, Stadtentwicklung und zivilgesellschaftlichem Engagement schafft eine dynamische und inspirierende Atmosphäre, die Bonn auf seinem ambitionierten Weg zur Klimaneutralität bis 2035 entscheidend voranbringt und ein Modell für andere Städte sein kann.
Weiterführende Quellen
https://www.bundeskunsthalle.de/summer-of-change
https://www.rheinische-anzeigenblaetter.de/bonn/c‑nachrichten/summer-of-change-2025_a344616
https://rainbow-lifestyle.com/2025/05/25/31–05-27–09-2025-kulturfestival-bonn-summer-of-change/