In einem Interview mit dem KI- und Daten-Experten Alexander Thamm sprach dieser über die Chancen und Risiken von künstlicher Intelligenz (KI) sowie die Regulierung dieser Technologie. Insbesondere die Gefahr von Deepfakes, also gefälschten Fotos und Videos, die durch KI erzeugt werden, betrachtete Thamm als ein ernstes Problem, dem man aktiv begegnen müsse. Er schlug vor, KI-generierte Medienveröffentlichungen verpflichtend zu kennzeichnen, um deren Echtheit zu signalisieren.
Thamm betonte auch, dass die KI die Art und Weise, wie wir arbeiten, verändert. Während durch KI einfache, repetitive Aufgaben automatisiert werden könnten, müssten sich Arbeitnehmer_innen auf höherwertige und kreative Tätigkeiten konzentrieren. Er betonte, dass es wichtig sei, diese Transformation klug zu steuern und unsere Bildungssysteme grundlegend zu reformieren.
Thamm kritisierte auch den aktuellen Entwurf der europäischen KI-Regulierung, da er zu bürokratisch sei und kleinere deutsche Unternehmen benachteiligen könnte. Er meinte, dass viele Formulierungen im Text zu viel Interpretationsspielraum ließen und dadurch Rechtsunsicherheit erzeugten. Thamm befürchtete, dass sich Geschäftsführer_innen oder Startup-Investoren von Innovationen im KI-Bereich abhalten lassen könnten, da sie hohe Strafen riskierten.
Thamm äußerte sich auch positiv zur Arbeit mit KI, insbesondere im Marketing. Er betonte, dass er durch die Nutzung von ChatGPT in kurzer Zeit eine komplette Social-Media-Strategie entwickeln konnte. Er wies jedoch darauf hin, dass man immer darauf achten müsse, dass die Ergebnisse auch falsche Informationen enthalten könnten und man diese entsprechend überprüfen müsse.
Abschließend betonte Thamm, dass Europa eine hervorragende Basis im Bereich KI-Forschung und Datenpools habe, aber es fehle an Investitionen und Risikobereitschaft, um Anwendungen erfolgreich in den Markt zu bringen. Er forderte Europa auf, größer zu denken und schneller in der Umsetzung zu sein, um die Wettbewerbsfähigkeit in allen Branchen zu erhalten und die digitale Souveränität nicht zu verlieren.