Die Internationale Funkausstellung (IFA) 2025 in Berlin signalisiert einen klaren Richtungswechsel: Neben der rasanten Entwicklung der Künstlichen Intelligenz rückt das Thema Nachhaltigkeit ins Zentrum der Innovationen. Vom 5. bis zum 9. September wird die Messe zur Bühne für zukunftsweisende Konzepte, die darauf abzielen, die Elektronikbranche grüner, effizienter und verantwortungsvoller zu gestalten. Es geht nicht mehr nur um neue Produkte, sondern um eine grundlegende Transformation hin zu einer Kreislaufwirtschaft.
Kreislaufwirtschaft als Paradigma für die Elektronik
Die lineare Wirtschaft – nehmen, produzieren, wegwerfen – stößt an ihre Grenzen, insbesondere in einer ressourcenintensiven Branche wie der Elektronik. Angesichts schwindender Rohstoffe und steigender Elektroschrottmengen ist ein Umdenken unerlässlich. Die IFA 2025 bekennt sich klar zur Kreislaufwirtschaft und hat hierfür eine wegweisende Partnerschaft mit der Cradle to Cradle (C2C) NGO geschlossen. Die C2C NGO wird mit einem eigenen Bereich in Halle 25 präsent sein und mit inspirierenden Keynotes, Panels und Workshops zeigen, wie Produkte von Anfang an so designt werden können, dass alle Bestandteile entweder in biologische oder technische Kreisläufe zurückgeführt werden können. Dies eliminiert das Konzept des Abfalls vollständig und strebt regenerative Systeme an, die nicht nur weniger schädlich, sondern aktiv gut für Mensch und Umwelt sind.
Die Herausforderungen linearer Produktion
Ein aktuelles Positionspapier der Cradle to Cradle NGO, veröffentlicht anlässlich der IFA 2025, beleuchtet die gravierenden Probleme der linearen Produktionsweise: Materialien in konventionellen Geräten sind oft untrennbar verbunden, teils gesundheitsschädlich und schwer rückverfolgbar oder wiederverwertbar. Dadurch gehen wertvolle Rohstoffe wie Gold, Kobalt oder Palladium verloren, und es entstehen geopolitische Abhängigkeiten. Allein in Deutschland fallen jährlich rund 900.000 Tonnen Elektroschrott an. Die Transformation hin zu zirkulären Strukturen nach C2C bietet entscheidende Chancen, die Branche als Motor wirtschaftlichen Wachstums zu stärken und ihr Innovationspotenzial voll auszuschöpfen.
Energieeffizienz und Ressourcenschonung in Haushaltsgeräten
Ein wesentlicher Pfeiler der grünen Transformation sind energieeffiziente Haushaltsgeräte. Angesichts steigender Energiekosten und des Klimawandels suchen Verbraucher verstärkt nach Lösungen, die ihren Energieverbrauch senken. Die IFA 2025 zeigt, wie Hersteller auf diesen Trend reagieren, indem sie Geräte entwickeln, die sowohl leistungsfähig als auch extrem energieeffizient sind.
Miele Energy Heroes als Vorreiter
Ein herausragendes Beispiel hierfür ist Miele mit seinen „Energy Heroes“. Das Unternehmen präsentiert auf der IFA 2025 Waschmaschinen, die die beste Energieeffizienzklasse A um beeindruckende 40 Prozent unterbieten, und Geschirrspüler, die 10 Prozent effizienter sind. Miele demonstriert damit sein energieeffizientestes Portfolio und untermauert sein Bekenntnis zu nachhaltiger Innovation. Die Langlebigkeit der Miele-Geräte ist ebenfalls ein Kernaspekt der Nachhaltigkeitsstrategie, da sie Kunden dabei unterstützen, ihren Alltag möglichst ressourcenschonend zu gestalten. Selbst der Messestand von Miele ist ein Beispiel für Ressourcenschonung und Kreislaufkonzepte: Er besteht aus wiederverwendbaren Materialien und sein modularer Leichtbau reduziert Transport- und Lageraufwand um 50 Prozent.
Auch andere Hersteller wie LG und Haier präsentieren auf der IFA 2025 neue energieeffiziente Haushaltsgeräte. LG stellt beispielsweise Waschmaschinen und Trockner vor, die mit fortschrittlichen KI-Kerntechnologien arbeiten und in der Energieeffizienzklasse A ‑55% angesiedelt sind, um den Stromverbrauch zu minimieren. Haier zeigt unter dem Motto „Naturally Connected“ Geschirrspüler mit Biovitae-Technologie zur Bakterienentfernung bei niedrigen Temperaturen und Backöfen, die ohne Vorheizen bis zu 25% Energie sparen.
Das Recht auf Reparatur: Ein Wendepunkt für die Langlebigkeit
Die Verlängerung der Lebensdauer von Elektrogeräten ist entscheidend für die Ressourcenschonung. Hier kommt das „Recht auf Reparatur“ ins Spiel. Die EU-Richtlinie, die bis spätestens Juli 2026 in nationales Recht umgesetzt werden muss, verpflichtet Hersteller, bestimmte Geräte auch nach Ablauf der Gewährleistung zu angemessenen Preisen und innerhalb eines angemessenen Zeitraums instand zu setzen.
Auf der IFA 2025 wird dieses Thema intensiv diskutiert, unter anderem in einem Experten-Panel auf der IFA Dream Stage. Es werden die Chancen und Herausforderungen für Verbraucher, Industrie und Handel erörtert, basierend auf den Ergebnissen einer aktuellen Studie des Bundesverbands Technik des Einzelhandels (BVT) und des Versicherers Wertgarantie. Die Studie zeigt, dass der Reparaturbedarf bereits steigt und die Zufriedenheit mit professionellen Reparaturen hoch ist. Allerdings ist das „Recht auf Reparatur“ bei Verbrauchern noch wenig bekannt, und Hersteller sehen Herausforderungen in zusätzlichem Personal- und Lageraufwand für Ersatzteile, was die Reparaturkosten beeinflussen könnte. Die Diskussionen auf der IFA zielen darauf ab, gemeinsam branchenweite Lösungen zu erarbeiten, um das Recht auf Reparatur ökologisch wirksam und ökonomisch sinnvoll zu gestalten.
Nachhaltiges Design und grüne Technologie als integraler Bestandteil
Nachhaltiges Design ist eng mit den Prinzipien der Kreislaufwirtschaft und dem Recht auf Reparatur verknüpft. Es geht darum, Produkte von Grund auf so zu konzipieren, dass sie langlebig, reparierbar, modular und am Ende ihres Lebenszyklus leicht zerlegbar und wiederverwertbar sind. Dies umfasst die Auswahl materialgesunder Komponenten, die Nutzung erneuerbarer Energien in der Produktion und die Gestaltung geschlossener Wasserkreisläufe.
Die grüne Technologie auf der IFA 2025 zeigt sich in vielfältigen Anwendungen: von smarten Energiesparlösungen über wassersparende Geräte bis hin zu Innovationen, die Mikroplastik reduzieren. Auch die Digitalisierung und Künstliche Intelligenz spielen eine entscheidende Rolle, indem sie zur Effizienzsteigerung und Ressourcenschonung beitragen. Intelligente Backöfen, die Gerichte automatisch erkennen, oder Kühlschränke mit „FoodView“-Funktionen, die Lebensmittelverschwendung vorbeugen, sind nur einige Beispiele dafür, wie Technologie nachhaltiges Verhalten im Alltag unterstützt. Selbst im Bereich Outdoor Cooking, den Miele mit seiner modularen Outdoor-Küche „Dreams“ erschließt, werden minimalistisches Design und intelligente Technik mit Premium-Anspruch und Nachhaltigkeit vereint.
Fazit
Die IFA 2025 untermauert eindrucksvoll, dass Nachhaltigkeit und grüne Technologie nicht länger Nischenthemen sind, sondern zu zentralen Treibern für Innovation und zukünftiges Wachstum in der Elektronikbranche avancieren. Die intensive Zusammenarbeit mit Organisationen wie der Cradle to Cradle NGO, die Vorstellung extrem energieeffizienter Haushaltsgeräte wie Mieles „Energy Heroes“ und die kritische Auseinandersetzung mit dem „Recht auf Reparatur“ zeigen ein klares Engagement für eine zirkuläre und ressourcenschonende Zukunft. Die Messe wird zum wichtigen Forum, um die nötigen Gespräche anzustoßen und praktische Lösungen für ökologische, ökonomische und soziale Herausforderungen zu präsentieren. Die Transformation ist komplex, doch die IFA 2025 liefert einen hoffnungsvollen Ausblick auf eine Tech-Welt, die nicht nur smarter, sondern auch wesentlich nachhaltiger agiert.
Weiterführende Quellen
https://www.connect.de/news/ifa-2025-start-aussteller-besucher-3210507.html
https://www.computerworld.ch/business/ki/ifa-2025-ki-nachhaltigkeit-im-fokus-2971378.html