Tarif­treue­ge­setz NRW: DGB kämpft für fai­re Löh­ne und bes­se­re Arbeits­be­din­gun­gen

Tarif­treue­ge­setz NRW: DGB kämpft für fai­re Löh­ne und bes­se­re Arbeits­be­din­gun­gen

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In Nord­rhein-West­fa­len sehen sich Arbeit­neh­me­rin­nen und Arbeit­neh­mer zuneh­mend mit sin­ken­der Tarif­bin­dung kon­fron­tiert. Die­se Ent­wick­lung hat direk­te Aus­wir­kun­gen auf Löh­ne und Arbeits­be­din­gun­gen vie­ler Beschäf­tig­ter. Der Deut­sche Gewerk­schafts­bund (DGB) NRW hat sich daher mit Nach­druck dem Kampf für ein effek­ti­ves Tarif­treue­ge­setz ver­schrie­ben. Die­ses Gesetz soll sicher­stel­len, dass bei öffent­li­chen Auf­trä­gen nur Unter­neh­men zum Zuge kom­men, die Tarif­löh­ne zah­len und ange­mes­se­ne Arbeits­be­din­gun­gen bie­ten. Damit reagiert der DGB auf die wach­sen­de Lohn­lü­cke zwi­schen tarif­ge­bun­de­nen und nicht-tarif­ge­bun­de­nen Betrie­ben und setzt sich aktiv für eine gerech­te­re Arbeits­welt im Bun­des­land ein. Die­ser Arti­kel beleuch­tet die Hin­ter­grün­de, die aktu­el­len For­de­run­gen und die Bedeu­tung eines sol­chen Geset­zes für NRW.

Was bedeu­tet Tarif­bin­dung und war­um ist sie wich­tig?

Tarif­bin­dung beschreibt die Situa­ti­on, in der die Arbeits­ver­hält­nis­se von Beschäf­tig­ten und die Bedin­gun­gen, unter denen sie arbei­ten, durch einen Tarif­ver­trag gere­gelt sind. Ein Tarif­ver­trag ist ein schrift­li­cher Ver­trag zwi­schen einer Gewerk­schaft (als Ver­tre­ter der Arbeit­neh­mer) und einem Arbeit­ge­ber­ver­band oder einem ein­zel­nen Arbeit­ge­ber. Er regelt zen­tra­le Aspek­te des Arbeits­le­bens wie Löh­ne und Gehäl­ter, Arbeits­zei­ten, Urlaubs­an­spruch, Kün­di­gungs­fris­ten und zusätz­li­che Leis­tun­gen.

Die Tarif­bin­dung ist ein Eck­pfei­ler des deut­schen Arbeits­rechts und ein ent­schei­den­des Instru­ment zur Siche­rung fai­rer Arbeits­be­din­gun­gen. Sie schafft Ver­läss­lich­keit und Sicher­heit für die Beschäf­tig­ten, indem sie Min­dest­stan­dards fest­legt, die über die gesetz­li­chen Vor­ga­ben hin­aus­ge­hen kön­nen. Tarif­ver­trä­ge sor­gen für Trans­pa­renz und ver­hin­dern Lohn­dum­ping. Sie tra­gen zudem zur Sta­bi­li­tät des Arbeits­mark­tes bei, da Kon­flik­te oft durch Ver­hand­lun­gen gelöst wer­den, bevor sie recht­lich aus­ge­tra­gen wer­den müs­sen. Für Arbeit­ge­ber bie­ten Tarif­ver­trä­ge Pla­nungs­si­cher­heit und glei­che­re Wett­be­werbs­be­din­gun­gen, da Lohn­dum­ping durch Kon­kur­ren­ten ver­mie­den wird.

Die aktu­el­le Situa­ti­on in NRW: Rück­gang der Tarif­bin­dung und Lohn­lü­cke

Nord­rhein-West­fa­len, als bevöl­ke­rungs­reichs­tes Bun­des­land und wich­ti­ger Wirt­schafts­stand­ort, ist vom bun­des­wei­ten Trend des Rück­gangs der Tarif­bin­dung stark betrof­fen. Aktu­el­le Zah­len und Stu­di­en bele­gen, dass immer weni­ger Beschäf­tig­te in NRW in Betrie­ben arbei­ten, die an einen Tarif­ver­trag gebun­den sind. Nach Anga­ben des DGB NRW, basie­rend auf Daten des WSI der Hans-Böck­ler-Stif­tung, arbei­te­ten 2022 nur noch 49 Pro­zent der Beschäf­tig­ten in Nord­rhein-West­fa­len in einem tarif­ge­bun­de­nen Betrieb, ver­gli­chen mit 61 Pro­zent im Jahr 2000. Bei den Betrie­ben selbst ist der Rück­gang noch deut­li­cher: Nur noch 26 Pro­zent der Betrie­be in NRW sind tarif­ge­bun­den.

Die­ser Rück­gang der Tarif­bin­dung hat direk­te und spür­ba­re Aus­wir­kun­gen auf die Ein­kom­men der Beschäf­tig­ten und führt zu einer wach­sen­den Lohn­lü­cke zwi­schen tarif­ge­bun­de­nen und nicht-tarif­ge­bun­de­nen Betrie­ben im NRW Arbeits­markt. Mit­ar­bei­ter in nicht-tarif­ge­bun­de­nen Unter­neh­men ver­die­nen im Durch­schnitt signi­fi­kant weni­ger als ihre Kol­le­gen in tarif­ge­bun­de­nen Betrie­ben, selbst wenn sie die glei­che Tätig­keit aus­üben. Die­se Lohn­lü­cke ver­schärft die sozia­le Ungleich­heit und schwächt die Kauf­kraft. Der Ver­lust von Tarif­bin­dung bedeu­tet oft auch eine Ver­schlech­te­rung der Arbeits­be­din­gun­gen, län­ge­re Arbeits­zei­ten oder weni­ger Urlaubs­an­spruch, da die­se nicht mehr kol­lek­tiv, son­dern indi­vi­du­ell ver­han­delt wer­den müs­sen, was die Ver­hand­lungs­po­si­ti­on des ein­zel­nen Beschäf­tig­ten schwächt. Die Sta­tis­tik ver­deut­licht, dass Hand­lungs­be­darf besteht, um die Tarif­bin­dung wie­der zu stär­ken und fai­re Löh­ne zu sichern.

Wei­ter­füh­ren­de Quel­le: Für fai­re Löh­ne: DGB for­dert ein Tarif­treue­ge­setz für NRW … (WDR)

Der Kampf des DGB: Zie­le und Begrün­dung für ein Tarif­treue­ge­setz NRW

Ange­sichts des besorg­nis­er­re­gen­den Rück­gangs der Tarif­bin­dung in Nord­rhein-West­fa­len hat sich der Deut­sche Gewerk­schafts­bund (DGB) NRW an die Spit­ze des Kamp­fes für ein effek­ti­ves Tarif­treue­ge­setz gestellt. Für den DGB ist klar: Ein sol­ches Gesetz ist uner­läss­lich, um die Nega­tiv­ent­wick­lung auf dem Arbeits­markt des Bun­des­lan­des zu stop­pen und fai­re Löh­ne sowie bes­se­re Arbeits­be­din­gun­gen für alle Beschäf­tig­ten zu sichern. Die Haupt­be­grün­dung des DGB liegt in der Not­wen­dig­keit, die Spi­ra­le des Sozi­al­dum­pings zu durch­bre­chen. Unter­neh­men, die sich der Tarif­bin­dung ent­zie­hen, kön­nen häu­fig nied­ri­ge­re Löh­ne zah­len und schlech­te­re Arbeits­be­din­gun­gen bie­ten, was ihnen einen unfai­ren Wett­be­werbs­vor­teil ver­schafft, ins­be­son­de­re bei der Ver­ga­be öffent­li­cher Auf­trä­ge.

Der DGB argu­men­tiert, dass öffent­li­che Mit­tel – also Steu­er­gel­der – nicht dazu ver­wen­det wer­den dür­fen, Unter­neh­men zu sub­ven­tio­nie­ren, die sich ihrer sozia­len Ver­ant­wor­tung ent­zie­hen. Ein Tarif­treue­ge­setz wür­de sicher­stel­len, dass nur Unter­neh­men, die Tarif­ver­trä­ge ein­hal­ten oder zumin­dest Löh­ne auf Tarif­ni­veau zah­len, über­haupt die Chan­ce haben, öffent­li­che Auf­trä­ge in NRW zu erhal­ten. Dies schützt nicht nur die Beschäf­tig­ten in die­sen Sek­to­ren vor Aus­beu­tung, son­dern setzt auch einen wich­ti­gen Anreiz für nicht-tarif­ge­bun­de­ne Unter­neh­men, sich wie­der an Tarif­ver­trä­ge zu bin­den. Damit will der DGB die Arbeit­neh­mer­rech­te stär­ken und den Flä­chen­ta­rif­ver­trag als zen­tra­les Instru­ment der Arbeits­markt­re­gu­lie­rung in NRW revi­ta­li­sie­ren.

Kern­for­de­run­gen des DGB an ein Tarif­treue­ge­setz für NRW

Der DGB NRW hat kla­re Vor­stel­lun­gen davon, wie ein wirk­sa­mes Tarif­treue­ge­setz für NRW aus­ge­stal­tet sein muss, um sei­ne Zie­le zu errei­chen. Die Kern­for­de­run­gen zie­len dar­auf ab, sicher­zu­stel­len, dass öffent­li­che Auf­trä­ge des Lan­des, der Kom­mu­nen und ande­rer öffent­li­cher Auf­trag­ge­ber nur an Unter­neh­men ver­ge­ben wer­den, die sich an die gel­ten­den Tarif­ver­trä­ge hal­ten oder zumin­dest tarif­lich fest­ge­leg­te Min­dest­ar­beits­be­din­gun­gen gewähr­leis­ten.

Zu den zen­tra­len For­de­run­gen gehört ein brei­ter Gel­tungs­be­reich des Geset­zes. Es soll nicht nur Bau­leis­tun­gen umfas­sen, son­dern auch Dienst­leis­tun­gen und Lie­fer­auf­trä­ge ein­schlie­ßen, da in die­sen Berei­chen das Risi­ko von Lohn­dum­ping und pre­kä­ren Arbeits­be­din­gun­gen eben­falls hoch ist. Ein wei­te­res wich­ti­ges Ele­ment ist die Ver­pflich­tung zur Ein­hal­tung der reprä­sen­ta­ti­ven Bran­chen­ta­rif­ver­trä­ge des jewei­li­gen Leis­tungs­orts. Dies stellt sicher, dass die tat­säch­lich in der Bran­che übli­chen und aus­ge­han­del­ten Stan­dards gel­ten und nicht nur all­ge­mei­ne Min­dest­lohn­ni­veaus.

Ein ent­schei­den­der Punkt für den DGB ist die Ein­füh­rung effek­ti­ver Kon­troll­me­cha­nis­men. Das Gesetz muss kla­re Prüf­pflich­ten für öffent­li­che Auf­trag­ge­ber vor­se­hen und Mög­lich­kei­ten für Nach­prü­fun­gen wäh­rend der Ver­trags­lauf­zeit schaf­fen. Dazu gehört die Prü­fung der Ein­hal­tung der Lohn- und Arbeits­be­din­gun­gen durch die Unter­neh­men und gege­be­nen­falls auch durch deren Sub­un­ter­neh­mer. Eben­so uner­läss­lich sind kla­re und abschre­cken­de Sank­tio­nen bei Ver­stö­ßen, die von Ver­trags­stra­fen bis zum Aus­schluss von zukünf­ti­gen Ver­ga­be­ver­fah­ren rei­chen kön­nen. Der DGB for­dert zudem eine Stär­kung der Rech­te der Gewerk­schaf­ten und Betriebs­rä­te bei der Über­wa­chung der Tarif­treue. Die­se detail­lier­ten For­de­run­gen sind auf der Web­sei­te des DGB NRW ein­seh­bar: Tarif­bin­dung (DGB NRW).

Aktio­nen und Initia­ti­ven des DGB: Mobi­li­sie­rung für mehr Tarif­treue

Der DGB und sei­ne Mit­glieds­ge­werk­schaf­ten in Nord­rhein-West­fa­len sind auf viel­fäl­ti­ge Wei­se aktiv, um Druck für die Ein­füh­rung eines Tarif­treue­ge­set­zes auf­zu­bau­en und all­ge­mein die Tarif­bin­dung zu stär­ken. Die Mobi­li­sie­rung der Beschäf­tig­ten und der Öffent­lich­keit ist dabei ein zen­tra­les Ele­ment.

Ein pro­mi­nen­tes Bei­spiel für die gewerk­schaft­li­che Arbeit ist der Tag der Arbeit am 1. Mai. In ganz NRW nut­zen die Gewerk­schaf­ten die­sen Fei­er­tag tra­di­tio­nell, um ihre For­de­run­gen auf Kund­ge­bun­gen und Demons­tra­tio­nen öffent­lich­keits­wirk­sam zu prä­sen­tie­ren. Das Tarif­treue­ge­setz NRW ist dabei regel­mä­ßig eine der zen­tra­len poli­ti­schen Bot­schaf­ten, wie Berich­te über die Demons­tra­tio­nen zei­gen, bei­spiels­wei­se bei Demons­tra­tio­nen zum Tag der Arbeit — Radio Köln (Radio Köln).

Neben sol­chen Groß­ver­an­stal­tun­gen setzt der DGB auf geziel­te Gewerk­schafts­kam­pa­gnen, um über die Bedeu­tung von Tarif­bin­dung und die Not­wen­dig­keit des Tarif­treue­ge­set­zes auf­zu­klä­ren. Dies geschieht durch Infor­ma­ti­ons­ver­an­stal­tun­gen, Flug­blatt­ak­tio­nen, Online-Kam­pa­gnen und die direk­te Anspra­che von Poli­ti­kern und Ent­schei­dungs­trä­gern. Ziel ist es, das Bewusst­sein für die sin­ken­de Tarif­bin­dung und ihre Fol­gen zu schär­fen und eine brei­te Unter­stüt­zung für die gewerk­schaft­li­chen For­de­run­gen zu gewin­nen. Der DGB NRW ver­steht den Kampf für das Tarif­treue­ge­setz als Teil einer umfas­sen­de­ren Tarif­wen­de, die dar­auf abzielt, den Trend sin­ken­der Tarif­bin­dung umzu­keh­ren und wie­der mehr Beschäf­tig­ten den Schutz eines Tarif­ver­trags zukom­men zu las­sen.

Wei­ter­füh­ren­de Quel­len