Schulalltag im Wandel: Zwischen Arbeitszeiterfassung, Lehrermangel und Lehrergesundheit

Schulalltag im Wandel: Zwischen Arbeitszeiterfassung, Lehrermangel und Lehrergesundheit

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Die Rea­li­tät in Deutsch­lands Schu­len ist kom­plex und her­aus­for­dernd. Wäh­rend die Gesell­schaft hohe Erwar­tun­gen an Bil­dung stellt, kämp­fen Lehr­kräf­te, Schul­lei­tun­gen und Schul­ver­wal­tun­gen mit einem Geflecht aus über­hol­ten Struk­tu­ren, aku­tem Per­so­nal­man­gel und wach­sen­der Büro­kra­tie. Die­se Gemenge­la­ge führt nicht sel­ten zu Über­las­tung und beein­träch­tigt die Gesund­heit der Päd­ago­gin­nen und Päd­ago­gen. Eine grund­le­gen­de Neu­aus­rich­tung der Schul­or­ga­ni­sa­ti­on, ins­be­son­de­re im Hin­blick auf Arbeits­zeit­er­fas­sung und einen gerech­te­ren Per­so­nal­ein­satz, scheint unum­gäng­lich, um die Qua­li­tät der Bil­dung und die Gesund­heit der Leh­ren­den lang­fris­tig zu sichern.

Die Revolution der Arbeitszeiterfassung: Abschied vom Deputatsmodell

Die Arbeits­zeit­er­fas­sung für Lehr­kräf­te in Deutsch­land steht vor einem tief­grei­fen­den Wan­del. Ein Urteil des Euro­päi­schen Gerichts­hofs von 2019 und nach­fol­gen­de Klä­run­gen durch das Bun­des­ar­beits­mi­nis­te­ri­um haben die ver­pflich­ten­de Ein­füh­rung eines Sys­tems zur Arbeits­zeit­er­fas­sung für alle Arbeit­neh­mer, ein­schließ­lich Lehr­kräf­te, als recht­lich unaus­weich­lich gemacht. Dies stellt einen his­to­ri­schen Bruch mit dem über 150 Jah­re alten Depu­tats­mo­dell dar, das die Arbeits­zeit von Lehr­kräf­ten pri­mär über die unter­richts­be­zo­ge­nen Pflicht­stun­den defi­nier­te und alle wei­te­ren Tätig­kei­ten pau­schal „dazu­ge­rech­net“ hat.

Das Depu­tats­mo­dell wird seit Jah­ren kri­ti­siert, weil es als unfle­xi­bel, unge­recht und inef­fi­zi­ent gilt und Mehr­ar­beit sowie Über­las­tung bei Lehr­kräf­ten för­dert. Stu­di­en bele­gen, dass die tat­säch­li­che Arbeits­zeit von Lehr­kräf­ten, die oft 46 Stun­den und 38 Minu­ten pro Woche über­steigt, weit über den Depu­tats­stun­den liegt und ins­be­son­de­re Teil­zeit­kräf­te deut­lich mehr arbei­ten, als vor­ge­se­hen. Die Ein­füh­rung einer prä­zi­sen Arbeits­zeit­er­fas­sung zielt dar­auf ab, die­se tat­säch­li­che Arbeits­last sicht­bar zu machen, Trans­pa­renz zu schaf­fen und Über­las­tun­gen früh­zei­tig zu erken­nen.

Pilotprojekte und digitale Lösungen

Ers­te Bun­des­län­der wie Bre­men und Sach­sen erpro­ben bereits digi­ta­le Zeit­er­fas­sungs­sys­te­me. Bre­men berei­tet eine Pilot­pha­se für das Schul­jahr 2026/2027 vor, und Sach­sen hat 2023 die Erpro­bung eines digi­ta­len Sys­tems ange­kün­digt, um ein fun­dier­tes und gerech­tes Arbeits­zeit­mo­dell zu ent­wi­ckeln. Digi­ta­le, app-basier­te Lösun­gen ermög­li­chen eine siche­re und mobi­le Erfas­sung aller rele­van­ten Tätig­kei­ten – nicht nur des Unter­richts, son­dern auch der Vor- und Nach­be­rei­tung, Kor­rek­tu­ren, Eltern­ge­sprä­che, Kon­fe­ren­zen, Fort­bil­dun­gen, Klas­sen­fahr­ten und Ver­wal­tungs­auf­ga­ben.

Die Digi­ta­li­sie­rung bie­tet hier­bei enor­me Chan­cen, fle­xi­ble Lösun­gen zu ent­wi­ckeln, die dem kom­ple­xen Berufs­bild gerecht wer­den. Eine erfolg­rei­che Ein­füh­rung erfor­dert jedoch Offen­heit bei allen Betei­lig­ten – Leh­rern, Schu­len und der Poli­tik – sowie daten­schutz­kon­for­me Sys­te­me, bei denen Lehr­kräf­te eigen­stän­dig und ohne Leis­tungs­kon­trol­le erfas­sen kön­nen.

Lehrermangel: Eine tickende Zeitbombe für die Bildungsqualität

Der Leh­rer­man­gel hat sich in Deutsch­land zu einer der größ­ten Her­aus­for­de­run­gen für das Bil­dungs­sys­tem ent­wi­ckelt. Die Zahl der Schü­le­rin­nen und Schü­ler steigt, wäh­rend die der Lehr­kräf­te sinkt – eine Ent­wick­lung, die bereits jetzt zu gra­vie­ren­den Fol­gen führt: Unbe­setz­te Stel­len, Schwie­rig­kei­ten bei der Abde­ckung des Unter­richts in allen Fächern und Unter­richts­aus­fäl­le sind die direk­te Kon­se­quenz. Allein im Jahr 2023 blie­ben schät­zungs­wei­se 12.000 Stel­len unbe­setzt. Pro­gno­sen zei­gen, dass sich die Lücke wei­ter ver­schär­fen wird, mit Schät­zun­gen von bis zu 80.000 feh­len­den Lehr­kräf­ten bis 2030, weit mehr als die ursprüng­li­chen KMK-Pro­gno­sen.

Ursachen und Auswirkungen

Die Ursa­chen des Leh­rer­man­gels sind viel­fäl­tig:

  • Demo­gra­fi­scher Wan­del: Vie­le älte­re Lehr­kräf­te gehen in den Ruhe­stand, ohne dass genü­gend jun­ge Nach­wuchs­kräf­te nach­rü­cken.
  • Feh­len­de Attrak­ti­vi­tät des Berufs: Ungüns­ti­ge Arbeits­be­din­gun­gen, man­geln­de Aner­ken­nung und im Ver­gleich zu ande­ren aka­de­mi­schen Beru­fen oft gerin­ge­re Bezah­lung schre­cken poten­zi­el­le Kan­di­da­ten ab.
  • Hohe Anfor­de­run­gen an Quer­ein­stei­ger: Trotz des Man­gels sind die Hür­den für Quer­ein­stei­ger oft hoch.
  • Zuneh­men­de Schü­ler­zah­len: Der Bedarf an Lehr­kräf­ten steigt kon­ti­nu­ier­lich.

Die Aus­wir­kun­gen des Leh­rer­man­gels sind weit­rei­chend: Neben dem offen­sicht­li­chen Unter­richts­aus­fall und einer ver­rin­ger­ten Qua­li­tät des Bil­dungs­an­ge­bots führt der Man­gel zu einer mas­si­ven Mehr­be­las­tung für die ver­blei­ben­den Lehr­kräf­te. Dies wie­der­um ver­stärkt die Gefahr von Erschöp­fung und Krank­heit im Kol­le­gi­um, was den Teu­fels­kreis des Man­gels wei­ter befeu­ert.

Personaleinsatz Schule: Effizienz und Gerechtigkeit

Ein opti­mier­ter Per­so­nal­ein­satz ist ent­schei­dend, um den Her­aus­for­de­run­gen des Leh­rer­man­gels und der stei­gen­den Arbeits­last ent­ge­gen­zu­wir­ken. Das tra­di­tio­nel­le Depu­tats­mo­dell hat hier sei­ne Gren­zen auf­ge­zeigt, da es die viel­fäl­ti­gen Auf­ga­ben einer Lehr­kraft jen­seits des rei­nen Unter­richts nicht ange­mes­sen abbil­det oder wür­digt. Die sys­te­ma­ti­sche Pla­nung und Opti­mie­rung des Per­so­nal­ein­sat­zes und der Res­sour­cen­ver­tei­lung sind wesent­li­che Bestand­tei­le einer moder­nen Schul­ent­wick­lung.

Wege zur Optimierung

Um einen gerech­te­ren und effi­zi­en­te­ren Per­so­nal­ein­satz zu gewähr­leis­ten, sind ver­schie­de­ne Ansät­ze not­wen­dig:

  • An den Auf­ga­ben ori­en­tier­te Ver­tei­lung: Statt nur Unter­richts­stun­den zu zäh­len, soll­te die Leh­rer­ar­beits­zeit alle Auf­ga­ben umfas­sen, dif­fe­ren­ziert nach Arbeits­auf­wand in Fächern und Klas­sen­stu­fen. Das Ham­bur­ger Leh­rer­ar­beits­zeit­mo­dell (LAZM) von 2003 ist hier ein Bei­spiel für eine Neu­re­ge­lung, die all­ge­mei­ne Schul­auf­ga­ben und Funk­tio­nen außer­halb des Unter­richts berück­sich­tigt.
  • Trans­pa­renz durch Arbeits­zeit­er­fas­sung: Die prä­zi­se Doku­men­ta­ti­on aller Tätig­kei­ten ermög­licht es Schul­lei­tun­gen, die Arbeits­zeit­be­las­tung bes­ser zu steu­ern und den tat­säch­li­chen Bedarf an Lehr­kräf­ten genau­er abzu­schät­zen. Dies könn­te lang­fris­tig zu not­wen­di­gen Neu­ein­stel­lun­gen füh­ren, um unbe­zahl­te Mehr­ar­beit abzu­bau­en.
  • Stär­kung der Schul­lei­tung: Für eine effek­ti­ve Auf­ga­ben­ver­tei­lung und Per­so­nal­pla­nung müs­sen Schul­lei­tun­gen gestärkt und mög­li­cher­wei­se durch neue Funk­ti­ons­stel­len ent­las­tet wer­den.
  • Mul­ti­pro­fes­sio­nel­le Teams: Wenn die Arbeits­zeit rea­lis­tisch erfasst und aner­kannt wird, wird deut­lich, dass der „Ein­zel­kämp­fer­mo­dus“ nicht mehr aus­reicht. Es bedarf mul­ti­pro­fes­sio­nel­ler Teams, die Auf­ga­ben gemein­sam bewäl­ti­gen.
  • Per­so­nal­ent­wick­lung: Die Ent­wick­lung von Kom­pe­ten­zen im Per­so­nal­ma­nage­ment ist für Schu­len uner­läss­lich, um Pro­zes­se zu mana­gen und Per­so­nal effek­tiv zu füh­ren.

Bürokratie im Bildungsbereich: Hemmnis für das Wesentliche

Die zuneh­men­de Büro­kra­tie wird von vie­len Lehr­kräf­ten als eine erheb­li­che Belas­tung emp­fun­den und als „Qua­li­täts­kil­ler“ im Schul­sys­tem bezeich­net. Unnö­ti­ge Ver­wal­tungs­auf­ga­ben ver­schwen­den wert­vol­le Res­sour­cen und neh­men Lehr­kräf­ten Zeit weg, die eigent­lich für päd­ago­gi­sche Kern­auf­ga­ben und die indi­vi­du­el­le För­de­rung von Schü­le­rin­nen und Schü­lern gedacht ist.

Ansatzpunkte für Bürokratieabbau

Der Abbau von Büro­kra­tie erfor­dert eine umfas­sen­de Ver­wal­tungs­mo­der­ni­sie­rung, die sich an der Per­spek­ti­ve der Nut­zen­den – in die­sem Fall der Lehr­kräf­te – ori­en­tiert:

  • Digi­ta­li­sie­rung von Pro­zes­sen: Die Digi­ta­li­sie­rung der Schul­ver­wal­tung kann für erheb­li­che Ent­las­tung sor­gen, indem Pro­zes­se ver­ein­facht und Schnitt­stel­len zur Ver­wal­tung opti­miert wer­den. Auto­ma­ti­sie­rung und digi­ta­le Work­flows sind hier ent­schei­dend.
  • Reduk­ti­on von Vor­ga­ben und Nor­men: Es gibt eine Ten­denz zu immer mehr Vor­ga­ben und Nor­men, die die Kom­ple­xi­tät erhö­hen und den Auf­wand für Lehr­kräf­te stei­gern. Eine kri­ti­sche Prü­fung und Reduk­ti­on die­ser Vor­ga­ben ist not­wen­dig.
  • Unter­stüt­zungs­per­so­nal: Mehr Unter­stüt­zungs­per­so­nal, auch für admi­nis­tra­ti­ve Tätig­kei­ten, sowie Schul­psy­cho­lo­gen und Sozi­al­ar­bei­ter könn­ten den Arbeits­all­tag der Lehr­kräf­te wesent­lich erleich­tern.
  • Fokus auf das Wesent­li­che: Wenn Arbeits­zeit rea­lis­tisch erfasst wird, wird auch die Fra­ge auf­kom­men, wie viel von den Lehr­plä­nen tat­säch­lich ohne Über­las­tung ver­mit­tel­bar ist, was zu einer Ent­rüm­pe­lung von Inhal­ten füh­ren könn­te.

Lehrergesundheit: Priorität für ein nachhaltiges Bildungssystem

Die Leh­rer­ge­sund­heit ist ein zen­tra­les The­ma, da Lehr­kräf­te in ihrem Arbeits­all­tag zahl­rei­chen Belas­tun­gen aus­ge­setzt sind. Der anhal­ten­de Per­so­nal­man­gel, schul­in­ter­ne Pro­ble­me, per­sön­li­che Belas­tun­gen sowie struk­tu­rel­le und sozia­le Umstän­de kön­nen die Leis­tungs­fä­hig­keit und das Wohl­be­fin­den der Lehr­kräf­te lang­fris­tig beein­träch­ti­gen. Stu­di­en zei­gen, dass ein signi­fi­kan­ter Anteil der Lehr­kräf­te unter psy­chi­scher Erschöp­fung und Burn­out-Sym­pto­men lei­det. Der Leh­rer­be­ruf ist durch hohe psy­cho­so­zia­le Anfor­de­run­gen gekenn­zeich­net, ins­be­son­de­re durch emo­tio­na­le Belas­tung, Ter­min- und Leis­tungs­druck sowie Schwie­rig­kei­ten beim Abschal­ten nach der Arbeit.

Prävention und Maßnahmen gegen Überlastung

Um die Leh­rer­ge­sund­heit zu schüt­zen und der Leh­rer­über­las­tung vor­zu­beu­gen, sind sowohl indi­vi­du­el­le als auch sys­te­mi­sche Maß­nah­men uner­läss­lich:

  • Selbst­für­sor­ge und Stress­be­wäl­ti­gung: Lehr­kräf­te soll­ten zu aus­rei­chend Schlaf, psy­cho­hy­gie­ni­schem Aus­gleich, Bewe­gung und dem Ein­satz von Stress­be­wäl­ti­gungs­tech­ni­ken ermu­tigt wer­den. Klei­ne Rege­ne­ra­ti­ons­in­seln im All­tag sind ent­schei­dend.
  • Kol­le­gia­le Unter­stüt­zung und Feed­back­kul­tur: Sozia­le Unter­stüt­zung durch das Kol­le­gi­um und Vor­ge­setz­te ist ein wich­ti­ger Resi­li­enz­fak­tor. Eine offe­ne Feed­back­kul­tur kann Ent­wick­lungs­mög­lich­kei­ten bie­ten, auch wenn sich vie­le Lehr­kräf­te noch als „Ein­zel­kämp­fer“ ver­ste­hen. Kol­le­gia­le Fall­be­ra­tun­gen oder Unter­richts­be­su­che kön­nen kon­kret zur Gesund­heits­för­de­rung bei­tra­gen.
  • Orga­ni­sa­ti­ons­be­zo­ge­ne Prä­ven­ti­on: Dies ist der Bereich, in dem Schu­len und Bil­dungs­po­li­tik anset­zen kön­nen. Dazu gehö­ren:
    • Gestal­tung der Rah­men­be­din­gun­gen des Berufs: Anpas­sung der Arbeits­zei­ten und ‑bedin­gun­gen, um Über­las­tung zu ver­mei­den.
    • Unmit­tel­ba­re Arbeits­platz­ge­stal­tung: Redu­zie­rung von Papier­ber­gen und Schaf­fung einer ange­neh­men Arbeits­um­ge­bung.
    • Aus­rei­chen­de Res­sour­cen: Bereit­stel­lung von Arbeits­mit­teln und Unter­stüt­zung, um Anfor­de­run­gen bewäl­ti­gen zu kön­nen.
    • Fort­bil­dun­gen: Ange­bo­te zur Burn­out-Prä­ven­ti­on, Stress­be­wäl­ti­gung, School-Life-Balan­ce und Acht­sam­keit. Schul­lei­ter soll­ten zudem im „gesun­den Füh­ren“ geschult wer­den.
    • Ent­las­tung durch Digi­ta­li­sie­rung und Büro­kra­tie­ab­bau: Digi­ta­le Lösun­gen kön­nen den Ver­wal­tungs­auf­wand redu­zie­ren und so mehr Zeit für päd­ago­gi­sche Auf­ga­ben schaf­fen.

Gerechtigkeit Lehrerarbeitszeit: Eine Notwendigkeit

Die For­de­rung nach Gerech­tig­keit in der Leh­rer­ar­beits­zeit ist eng mit der Kri­tik am Depu­tats­mo­dell und der Not­wen­dig­keit der Arbeits­zeit­er­fas­sung ver­bun­den. Das aktu­el­le Sys­tem führt dazu, dass Arbeit ungleich ver­teilt ist, ins­be­son­de­re zwi­schen Fächern mit hohem Kor­rek­tur­auf­wand und ande­ren.

Eine gerech­te Ver­tei­lung der Arbeits­last ist ein zen­tra­les Kri­te­ri­um für die Bewer­tung neu­er Arbeits­zeit­re­ge­lun­gen aus Sicht der Lehr­kräf­te, neben der Qua­li­tät der päd­ago­gi­schen Arbeit, einem guten sozia­len Kli­ma, der Begren­zung der Arbeits­zeit, der Ermög­li­chung von Kom­mu­ni­ka­ti­on und Koope­ra­ti­on sowie Trans­pa­renz. Das Ziel ist es, ein Arbeits­zeit­mo­dell zu ent­wi­ckeln, das den rea­len Anfor­de­run­gen im Schul­all­tag gerecht wird und Über­stun­den sowie unbe­zahl­te Mehr­ar­beit sicht­bar macht und aus­gleicht.

Ansät­ze wie das Ham­bur­ger Leh­rer­ar­beits­zeit­mo­dell, das Auf­ga­ben über den Unter­richt hin­aus berück­sich­tigt und Zeit­wer­te nach Arbeits­auf­wand dif­fe­ren­ziert, sind Schrit­te in die rich­ti­ge Rich­tung. Auch die Ein­füh­rung von Arbeits­zeit­kon­ten und klar defi­nier­ten Auf­ga­ben­pro­fi­len, die auch außer­un­ter­richt­li­che Auf­ga­ben zeit­lich dif­fe­ren­ziert bewer­ten, sind ent­schei­dend für eine gerech­te­re Arbeits­ver­tei­lung.

Fazit

Der deut­sche Schul­all­tag steht an einem Wen­de­punkt. Der aku­te Leh­rer­man­gel, die über­mä­ßi­ge Büro­kra­tie und die dar­aus resul­tie­ren­de Belas­tung der Leh­rer­ge­sund­heit sind nicht län­ger zu igno­rie­ren. Die bevor­ste­hen­de Ein­füh­rung einer umfas­sen­den Arbeits­zeit­er­fas­sung für Lehr­kräf­te, ange­sto­ßen durch recht­li­che Vor­ga­ben, ist mehr als eine büro­kra­ti­sche Neue­rung; sie ist eine Chan­ce, das über­hol­te Depu­tats­mo­dell zu über­win­den und eine grund­le­gen­de Reform der Schul­or­ga­ni­sa­ti­on ein­zu­lei­ten. Die­se Reform muss eine gerech­te­re Ver­tei­lung der Arbeits­last ermög­li­chen, den Per­so­nal­ein­satz opti­mie­ren und die Gesund­heit der Lehr­kräf­te durch geziel­te Prä­ven­ti­ons­maß­nah­men stär­ken. Die Digi­ta­li­sie­rung und ein Abbau unnö­ti­ger Ver­wal­tungs­auf­ga­ben kön­nen dabei ent­schei­den­de Hebel sein, um den Fokus wie­der auf die päd­ago­gi­sche Kern­ar­beit zu legen und ein nach­hal­ti­ges, qua­li­ta­tiv hoch­wer­ti­ges Bil­dungs­sys­tem für die Zukunft zu schaf­fen. Nur durch einen ganz­heit­li­chen Ansatz, der die Arbeits­rea­li­tät der Lehr­kräf­te aner­kennt und ver­bes­sert, kann das Bil­dungs­sys­tem sei­ne zen­tra­len Auf­ga­ben erfül­len und eine gesun­de Lern­um­ge­bung für alle Betei­lig­ten gewähr­leis­ten.

Weiterführende Quellen

https://deutsches-schulportal.de/bildungswesen/kommt-die-arbeitszeiterfassung-fuer-lehrerinnen-und-lehrer/

https://www.news4teachers.de/2025/06/die-arbeitszeiterfassung-fuer-lehrkraefte-wird-kommen-und-schule-revolutionieren/

https://deutsches-schulportal.de/bildungswesen/mark-rackles-studie-telekom-stiftung-wie-ein-neues-arbeitszeitmodell-aussehen-kann/

https://www.telekom-stiftung.de/aktivitaeten/lehrkraeftearbeitszeit-deutschland