Das EU-Gesetz über Künstliche Intelligenz (KI-Gesetz) stellt einen bedeutenden Schritt zur Regulierung von KI-Systemen dar. Eine besondere Herausforderung liegt in der Einordnung und Regulierung von KI-Modellen für allgemeine Zwecke, den sogenannten General-Purpose AI Models (GPAI), die vielfältig einsetzbar sind und unvorhergesehene Risiken bergen können. Dieser Artikel beleuchtet die Kernfragen rund um die Behandlung von GPAI im KI-Gesetz und gibt Antworten auf die wichtigsten Aspekte ihrer Definition, Regulierung und der damit verbundenen Pflichten für Anbieter. Ziel ist es, Klarheit in ein komplexes und sich entwickelndes Rechtsgebiet zu bringen und den Anwendungsbereich der neuen Vorschriften zu erläutern.
Was sind KI-Modelle für allgemeine Zwecke im Sinne des KI-Gesetzes?
Das KI-Gesetz definiert KI-Modelle für allgemeine Zwecke (GPAI) als Modelle, die für eine Vielzahl von Aufgaben eingesetzt werden können und nicht auf einen bestimmten Zweck oder eine bestimmte Domäne spezialisiert sind. Im Gegensatz zu spezifischen KI-Systemen, die für eng definierte Anwendungen entwickelt wurden (z.B. ein KI-System zur Bilderkennung nur für medizinische Diagnosen), zeichnen sich GPAI durch ihre breite Anwendbarkeit aus. Sie können als Grundlage für eine Vielzahl von nachgelagerten KI-Systemen dienen, die in unterschiedlichen Sektoren und Kontexten zum Einsatz kommen. Die Definition im KI-Gesetz hebt hervor, dass GPAI-Modelle in der Lage sind, eine Reihe von Aufgaben auszuführen, unabhängig davon, wie oder ob sie speziell trainiert wurden. Dies umfasst Modelle, die Text, Bilder, Audio oder andere Inhalte generieren können, aber auch solche, die komplexe Mustererkennung oder Vorhersagen über verschiedene Datentypen hinweg durchführen. Die Einstufung als GPAI hängt somit weniger vom ursprünglichen Trainingszweck ab als von den potenziellen Einsatzmöglichkeiten.
Warum werden KI-Modelle für allgemeine Zwecke gesondert reguliert?
Die separate Regulierung von KI-Modellen für allgemeine Zwecke im KI-Gesetz ist eine direkte Reaktion auf die potenziellen Risiken, die mit ihrer breiten und flexiblen Anwendbarkeit verbunden sind. Da GPAI-Modelle in einer Vielzahl von nachgelagerten KI-Systemen und in unterschiedlichen Sektoren (von der Gesundheitsversorgung bis zur Strafverfolgung) eingesetzt werden können, können Schwachstellen oder unerwünschte Eigenschaften im Basismodell systemische Risiken über viele Anwendungen hinweg verursachen. Diese Risiken sind oft schwer vorhersehbar, da das Basismodell für Zwecke verwendet werden kann, die vom ursprünglichen Entwickler nicht vorgesehen waren. Die rasche Entwicklung und die hohe Leistungsfähigkeit von GPAI-Modellen, insbesondere solchen mit systemischem Risiko, erfordern spezifische Vorschriften, um Sicherheit, Grundrechte und Demokratie zu schützen. Ziel der GPAI Regulierung ist es, die Anbieter dieser grundlegenden Modelle in die Pflicht zu nehmen, bereits auf der Ebene des Modells bestimmte Anforderungen an Sicherheit, Qualität und Transparenz zu gewährleisten, um die Risiken in den nachgelagerten Anwendungen zu minimieren.
Weiterführende Quelle:
- General-Purpose AI and the AI Act (artificialintelligenceact.eu) – https://artificialintelligenceact.eu/wp-content/uploads/2022/05/General-Purpose-AI-and-the-AI-Act.pdf
- Understanding General Purpose AI (Eipa) – https://www.eipa.eu/blog/understanding-general-purpose-ai/
Welche Pflichten haben Anbieter von KI-Modellen für allgemeine Zwecke?
Anbieter von KI-Modellen für allgemeine Zwecke (GPAI) unterliegen gemäß dem EU-KI-Gesetz spezifischen, grundlegenden Pflichten, die darauf abzielen, Transparenz und Rechtssicherheit zu gewährleisten. Eine zentrale Verpflichtung ist die Transparenz bezüglich des Modells selbst und des Trainingsprozesses. Anbieter müssen detaillierte Informationen über die Daten liefern, die zum Training des Modells verwendet wurden, sowie über dessen Fähigkeiten und Einschränkungen. Dies ermöglicht nachgelagerten Anwendern (Deployern) von KI-Systemen, die auf diesen Modellen basieren, eine bessere Risikobewertung und Compliance-Anstrengungen. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Einhaltung des Urheberrechts. Anbieter müssen sicherstellen, dass die für das Training verwendeten Daten keine Urheberrechte verletzen und geeignete Mechanismen implementieren, um dies zu gewährleisten. Zudem sind Anbieter zur Zusammenarbeit mit nationalen zuständigen Behörden verpflichtet, insbesondere im Rahmen der Marktüberwachung und der Bereitstellung relevanter Informationen auf Anfrage. Diese Pflichten bilden die Basis für eine verantwortungsvolle Entwicklung und Nutzung von GPAI-Modellen und erleichtern die GPAI Compliance im komplexen Anwendungsbereich des KI-Gesetzes.
Besondere Anforderungen an KI-Modelle mit systemischem Risiko
Über die grundlegenden Pflichten hinaus legt das KI-Gesetz verschärfte Anforderungen für Anbieter von GPAI-Modellen fest, die als systemisch riskant eingestuft werden. Die Einstufung erfolgt in der Regel auf Basis der Rechenleistung, die für das Training des Modells erforderlich war (aktuell über 10^25 FLOPs), oder durch eine Entscheidung der Europäischen Kommission, wenn andere Indikatoren ein gleichwertiges Risiko anzeigen. Für diese Modelle gelten zusätzliche, strengere Verpflichtungen, die auf die Bewältigung der erhöhten systemischen Risiken KI abzielen. Dazu gehört die Durchführung einer Modellbewertung, um potenzielle Risiken zu identifizieren und zu mindern, sowie die Einhaltung spezifischer Sicherheitsanforderungen und die Implementierung von Cybersicherheitsmaßnahmen. Anbieter müssen zudem sicherstellen, dass ihre Modelle mit den Regeln zur KI-Governance konform sind und Mechanismen zur Meldung schwerwiegender Vorfälle einrichten. Die Risikobewertung KI und das fortlaufende Risikomanagement KI sind für Anbieter von GPAI-Modellen mit systemischem Risiko von zentraler Bedeutung, um die Einhaltung der KI-Gesetz Hohes Risiko Bestimmungen zu gewährleisten. Diese strengeren Regeln sollen sicherstellen, dass die potenziellen negativen Auswirkungen dieser leistungsstarken Modelle auf Gesellschaft und Wirtschaft minimiert werden.
Fazit
Die Regulierung von KI-Modellen für allgemeine Zwecke (GPAI) im EU-KI-Gesetz stellt einen entscheidenden Schritt dar, um die Herausforderungen, die mit der schnellen Entwicklung und breiten Anwendbarkeit dieser Modelle verbunden sind, zu adressieren. Der Gesetzgeber hat mit der Definition und der Unterscheidung zwischen grundlegenden und verschärften Pflichten für Modelle mit systemischem Risiko einen Rahmen geschaffen, der sowohl Innovation ermöglichen als auch potenzielle Gefahren mindern soll. Anbieter von GPAI-Modellen stehen vor der Aufgabe, die neuen Anbieterpflichten zu verstehen und umzusetzen, insbesondere in Bezug auf Transparenz, Urheberrecht und das Management von systemischen Risiken KI. Die kommenden Jahre werden zeigen, wie sich die Implementierung dieser Vorschriften in der Praxis gestaltet und inwieweit sie geeignet sind, ein vertrauenswürdiges Ökosystem für KI-Modelle Allgemeine Zwecke in Europa zu fördern. Die fortlaufende Anpassung der Regulierung an den technologischen Fortschritt wird dabei eine zentrale Rolle spielen.
Weiterführende Quellen
- General-Purpose AI Models in the AI Act – Questions & Answers – Diese Q&A‑Seite der Europäischen Kommission bietet offizielle Antworten auf häufig gestellte Fragen zu GPAI-Modellen im Kontext des KI-Gesetzes und deren Regulierung.
- General-Purpose AI and the AI Act – Dieses Dokument analysiert die Herausforderungen und Ansätze zur Regulierung von KI-Systemen für allgemeine Zwecke im Rahmen des EU-KI-Gesetzes.
- Understanding General Purpose AI – Dieser Artikel erläutert das Konzept von GPAI-Modellen und wie ihre Regulierung im EU-KI-Gesetz, insbesondere basierend auf dem systemischen Risiko, gehandhabt wird.
- Top 10 operational impacts of the EU AI Act – Obligations for general-purpose AI models – Dieser Beitrag beleuchtet die wesentlichen operativen Auswirkungen des KI-Gesetzes und die daraus resultierenden Pflichten für Anbieter von KI-Modellen für allgemeine Zwecke.
- General-purpose AI regulation and the European Union AI Act – Dieser Artikel bietet eine Analyse des Ansatzes des EU-KI-Gesetzes zur Regulierung von KI für allgemeine Zwecke und diskutiert die damit verbundenen Fragestellungen.