Künst­li­che Intel­li­genz und der Betriebs­rat: Rech­te, Pflich­ten und Mit­be­stim­mung

Künst­li­che Intel­li­genz und der Betriebs­rat: Rech­te, Pflich­ten und Mit­be­stim­mung

Die rasan­te Ent­wick­lung und zuneh­men­de Imple­men­tie­rung von Künst­li­cher Intel­li­genz (KI) trans­for­miert die Arbeits­welt grund­le­gend. Von auto­ma­ti­sier­ten Pro­zes­sen über intel­li­gen­te Assis­tenz­sys­te­me bis hin zu KI-gestütz­ten Ent­schei­dungs­hil­fen – die Aus­wir­kun­gen auf Arbeits­plät­ze, Arbeits­in­hal­te und Mit­ar­bei­ter­über­wa­chung sind immens. In die­ser dyna­mi­schen Umge­bung steht der Betriebs­rat vor der Her­aus­for­de­rung, die Inter­es­sen der Arbeit­neh­me­rin­nen und Arbeit­neh­mer zu wah­ren und die Ein­füh­rung von KI im Unter­neh­men aktiv mit­zu­ge­stal­ten. Die­ser Arti­kel beleuch­tet die zen­tra­le Fra­ge, wel­che kon­kre­ten Rech­te, Pflich­ten und Mit­be­stim­mungs­mög­lich­kei­ten dem Betriebs­rat nach dem Betriebs­ver­fas­sungs­ge­setz (BetrVG) zuste­hen, um den Ein­satz von Künst­li­cher Intel­li­genz im Betrieb ver­ant­wor­tungs­voll und mit­ar­bei­ter­ori­en­tiert zu beglei­ten. Die Digi­ta­li­sie­rung ist ein Pro­zess, den der Betriebs­rat aktiv mit­ge­stal­ten muss.

Was bedeu­tet KI im Arbeits­kon­text und wel­che Anwen­dungs­fel­der gibt es?

Im betrieb­li­chen Umfeld bezieht sich Künst­li­che Intel­li­genz auf Sys­te­me, die mensch­li­che kogni­ti­ve Fähig­kei­ten wie Ler­nen, Pro­blem­lö­sen, Wahr­neh­mung und Ent­schei­dungs­fin­dung simu­lie­ren oder nach­ah­men. KI am Arbeits­platz ist dabei kein abs­trak­tes Kon­zept mehr, son­dern fin­det in viel­fäl­ti­gen Anwen­dungs­fel­dern Nie­der­schlag. Dazu gehö­ren etwa die Opti­mie­rung von Pro­duk­ti­ons­pro­zes­sen durch vor­aus­schau­en­de War­tung, die Auto­ma­ti­sie­rung von Rou­ti­ne­auf­ga­ben in Ver­wal­tung und Logis­tik oder der Ein­satz intel­li­gen­ter Chat­bots im Kun­den­ser­vice. Auch im Per­so­nal­we­sen (HR) kom­men KI-Tools zum Ein­satz, bei­spiels­wei­se bei der Ana­ly­se von Bewer­bun­gen, im Per­for­mance Manage­ment oder zur Erstel­lung von Wei­ter­bil­dungs­emp­feh­lun­gen. Die Defi­ni­ti­on von KI im betrieb­li­chen Kon­text umfasst also eine brei­te Palet­te von Tech­no­lo­gien und Sys­te­men, die das Poten­zi­al haben, die Art und Wei­se, wie gear­bei­tet wird, grund­le­gend zu ver­än­dern. Die Digi­ta­li­sie­rung im Betrieb wird maß­geb­lich durch die­se Ent­wick­lun­gen vor­an­ge­trie­ben.

Recht­li­che Grund­la­gen der Betriebs­rats­be­tei­li­gung beim Ein­satz von KI

Die Betei­li­gung des Betriebs­rats beim Ein­satz von Künst­li­cher Intel­li­genz im Unter­neh­men fin­det ihre recht­li­chen Grund­la­gen pri­mär im Betriebs­ver­fas­sungs­ge­setz (BetrVG). Das BetrVG regelt umfas­send die Betei­li­gungs­rech­te der Arbeit­neh­mer­ver­tre­tung und bie­tet somit auch den Rah­men für die Mit­ge­stal­tung des digi­ta­len Wan­dels. Zen­tra­le Vor­schrif­ten betref­fen die Infor­ma­ti­ons- und Bera­tungs­rech­te des Betriebs­rats. Gemäß § 80 Abs. 2 BetrVG hat der Betriebs­rat einen Anspruch auf umfas­sen­de Infor­ma­ti­on durch den Arbeit­ge­ber über Ange­le­gen­hei­ten, die die Arbeit­neh­mer des Betriebs betref­fen, wozu zwei­fel­los die Ein­füh­rung von KI-Sys­te­men zählt. Die­se Infor­ma­ti­ons­pflicht ermög­licht es dem Betriebs­rat, die poten­zi­el­len Aus­wir­kun­gen von KI auf die Beleg­schaft früh­zei­tig zu erken­nen und ein­zu­schät­zen.

Ein beson­ders rele­van­ter Aspekt ist der neu gefass­te § 80 Abs. 3 Satz 2 und 3 BetrVG. Die­se Rege­lung unter­streicht die Kom­ple­xi­tät von KI-Sys­te­men und gesteht dem Betriebs­rat aus­drück­lich das Recht zu, bei der Bewer­tung der Not­wen­dig­keit einer Maß­nah­me oder der Aus­wahl und Anwen­dung von Künst­li­cher Intel­li­genz einen Sach­ver­stän­di­gen hin­zu­zu­zie­hen. Die Kos­ten hier­für trägt grund­sätz­lich der Arbeit­ge­ber, sofern die Hin­zu­zie­hung für die ord­nungs­ge­mä­ße Wahr­neh­mung der Auf­ga­ben des Betriebs­rats erfor­der­lich ist. Dies stärkt die Posi­ti­on des Betriebs­rats erheb­lich, da er so die tech­ni­schen und kom­ple­xen Aspek­te von KI-Sys­te­men sach­ge­recht beur­tei­len las­sen kann. Die Betriebs­rats­be­tei­li­gung beim Ein­satz von KI beginnt somit bereits in der frü­hen Pha­se der Pla­nung und Infor­ma­ti­ons­ge­win­nung, basie­rend auf den im BetrVG ver­an­ker­ten Rech­ten.

Wei­ter­füh­ren­de Quel­le:
Künst­li­che Intel­li­genz – Neue Rech­te für den Betriebs­rat | Betriebs­rat

Rech­te und Mit­be­stim­mungs­mög­lich­kei­ten des Betriebs­rats bei KI-Sys­te­men

Die Ein­füh­rung und Anwen­dung von Künst­li­cher Intel­li­genz im Betrieb berührt eine Viel­zahl von betriebs­ver­fas­sungs­recht­li­chen Rege­lun­gen, die dem Betriebs­rat umfas­sen­de Rech­te ein­räu­men. Ein zen­tra­les und häu­fig ein­schlä­gi­ges Recht ist das Mit­be­stim­mungs­recht nach § 87 Abs. 1 Nr. 6 Betriebs­ver­fas­sungs­ge­setz (BetrVG). Die­ses greift immer dann, wenn es um die Ein­füh­rung und Anwen­dung von tech­ni­schen Ein­rich­tun­gen geht, die dazu bestimmt sind, das Ver­hal­ten oder die Leis­tung der Arbeit­neh­mer zu über­wa­chen. Vie­le KI-Sys­te­me, ins­be­son­de­re sol­che zur Pro­zess­op­ti­mie­rung, zur Leis­tungs­mes­sung oder zur auto­ma­ti­sier­ten Ent­schei­dungs­fin­dung, erfül­len die­se Kri­te­ri­en und unter­lie­gen somit der vol­len Mit­be­stim­mung des Betriebs­rats.

Die Reich­wei­te die­ses Mit­be­stim­mungs­rechts bei KI wird bereits gericht­lich kon­kre­ti­siert. Ein frü­hes Gerichts­ur­teil hat die Rech­te des Betriebs­rats beim Ein­satz von Künst­li­cher Intel­li­genz am Arbeits­platz näher beleuch­tet und dabei die Bedeu­tung des § 87 Abs. 1 Nr. 6 BetrVG her­vor­ge­ho­ben Ers­tes Urteil zu Rech­ten des Betriebs­rats bei Ein­satz von künst­li­cher … – Die­ses Urteil zeigt die Bereit­schaft der Gerich­te, die bestehen­den betriebs­ver­fas­sungs­recht­li­chen Rege­lun­gen auf neue Tech­no­lo­gien anzu­wen­den.

Über die rei­ne Leis­tungs- und Ver­hal­tens­über­wa­chung hin­aus kann der Ein­satz von KI auch ande­re Mit­be­stim­mungs­rech­te aus­lö­sen. Betrof­fen sein kön­nen bei­spiels­wei­se:

  • Arbeits­ge­stal­tung: KI-Sys­te­me ver­än­dern oft die Arbeits­ab­läu­fe, Inhal­te und die Art der Zusam­men­ar­beit. Hier­aus kön­nen sich Mit­be­stim­mungs­rech­te nach § 90 und § 91 BetrVG erge­ben, die dem Betriebs­rat eine Betei­li­gung bei der Gestal­tung von Arbeits­plät­zen, Arbeits­ab­läu­fen und der Arbeits­um­ge­bung ermög­li­chen.
  • Per­so­nel­le Aus­wahl­richt­li­ni­en: Wenn KI in Rekru­tie­rungs­pro­zes­sen, bei Beför­de­run­gen oder Ver­set­zun­gen ein­ge­setzt wird, etwa zur auto­ma­ti­sier­ten Vor­auswahl oder Bewer­tung von Kan­di­da­ten, sind die Mit­be­stim­mungs­rech­te nach § 94 BetrVG (Richt­li­ni­en über die per­so­nel­le Aus­wahl) und § 95 BetrVG (Aus­wahl­richt­li­ni­en bei Ein­stel­lun­gen, Ver­set­zun­gen, Kün­di­gun­gen) rele­vant. Der Betriebs­rat hat hier ein Wort mit­zu­re­den bei der Aus­ge­stal­tung die­ser KI-gestütz­ten Aus­wahl­pro­zes­se, um Trans­pa­renz und Fair­ness sicher­zu­stel­len. Die betriebs­ver­fas­sungs­recht­li­che Ein­bin­dung von KI bei per­so­nel­len Maß­nah­men wird eben­falls the­ma­ti­siert und die rele­van­ten Mit­be­stim­mungs­rech­te beleuch­tet Eine (betriebsverfassungs-)rechtliche Betrach­tung von KI … – Dies unter­streicht, dass KI in HR-Pro­zes­sen nicht am Betriebs­rat vor­bei ein­ge­führt wer­den darf.
  • Arbeits­zeit: Wenn KI zur Pla­nung, Steue­rung oder Erfas­sung von Arbeits­zei­ten genutzt wird, ent­ste­hen Mit­be­stim­mungs­rech­te nach § 87 Abs. 1 Nr. 2 und 3 BetrVG (Beginn und Ende der täg­li­chen Arbeits­zeit sowie Ver­tei­lung, vor­über­ge­hen­de Ver­kür­zung oder Ver­län­ge­rung der betriebs­üb­li­chen Arbeits­zeit).

Es ist wich­tig zu beto­nen, dass der Anwen­dungs­be­reich der Mit­be­stim­mungs­pflicht bei KI-Sys­te­men von den kon­kre­ten Funk­tio­nen und Aus­wir­kun­gen der jewei­li­gen Anwen­dung abhängt. Nicht jede Nut­zung von KI im Unter­neh­men unter­liegt auto­ma­tisch der Mit­be­stim­mung des Betriebs­rats. Bestimm­te Anwen­dun­gen, die kei­ne direk­te Über­wa­chung ermög­li­chen oder kei­ne Aus­wir­kun­gen auf die genann­ten per­so­nel­len oder arbeits­zeit­li­chen Aspek­te haben, fal­len mög­li­cher­wei­se nicht unter die Mit­be­stim­mung. Die Fra­ge, unter wel­chen Umstän­den der Ein­satz von KI-Sys­te­men nicht der Mit­be­stim­mung des Betriebs­rats unter­liegt und wel­che Nuan­cen hier­bei zu beach­ten sind, ist Gegen­stand juris­ti­scher Debat­ten und Ein­zel­fall­prü­fun­gen Ein­satz von KI ohne Mit­be­stim­mung des Betriebs­rats – geht das … – Dies ver­deut­licht die Kom­ple­xi­tät der Mate­rie und die Not­wen­dig­keit einer genau­en recht­li­chen Prü­fung. In mit­be­stim­mungs­pflich­ti­gen Fäl­len hat der Betriebs­rat das Recht, die Ein­füh­rung und Aus­ge­stal­tung der KI maß­geb­lich mit­zu­be­stim­men, in der Regel durch den Abschluss einer Betriebs­ver­ein­ba­rung.

Pflich­ten des Betriebs­rats und die Her­aus­for­de­run­gen im Umgang mit KI

Der Ein­satz von Künst­li­cher Intel­li­genz im Betrieb stellt den Betriebs­rat nicht nur vor die Not­wen­dig­keit, sei­ne Mit­be­stim­mungs­rech­te wahr­zu­neh­men, son­dern bringt auch spe­zi­fi­sche Pflich­ten und erheb­li­che Her­aus­for­de­run­gen mit sich. Eine zen­tra­le Pflicht des Betriebs­rats ist die Wah­rung der Inter­es­sen der Arbeit­neh­mer, was im Kon­text von KI bedeu­tet, sich für die Dis­kri­mi­nie­rungs­frei­heit, den Daten­schutz und die Trans­pa­renz bei der Anwen­dung von KI-Sys­te­men ein­zu­set­zen.

Dis­kri­mi­nie­rungs­frei­heit ist ein kri­ti­scher Punkt. KI-Algo­rith­men kön­nen unbe­wusst oder auf­grund his­to­ri­scher Daten Vor­ur­tei­le repro­du­zie­ren oder sogar ver­stär­ken. Es ist die Pflicht des Betriebs­rats sicher­zu­stel­len, dass KI-Sys­te­me nicht zu unfai­rer Behand­lung oder Dis­kri­mi­nie­rung von Arbeit­neh­mern auf­grund von Merk­ma­len wie Geschlecht, Alter, eth­ni­scher Her­kunft oder ande­ren geschütz­ten Kri­te­ri­en füh­ren. Wie der Betriebs­rat sicher­stel­len kann, dass KI-Sys­te­me ohne Vor­ur­tei­le ein­ge­setzt wer­den, ist eine wich­ti­ge Fra­ge FAQ: Betriebs­rat und Künst­li­che Intel­li­genz (KI) – Dies erfor­dert ein tie­fes Ver­ständ­nis der poten­zi­el­len Bias in KI-Sys­te­men und die Ent­wick­lung geeig­ne­ter Prüf- und Über­wa­chungs­me­cha­nis­men.

Der Daten­schutz ist eine wei­te­re Kern­auf­ga­be. KI-Sys­te­me benö­ti­gen oft gro­ße Men­gen an Daten, dar­un­ter auch sen­si­ble per­so­nen­be­zo­ge­ne Daten. Der Betriebs­rat muss dar­auf ach­ten, dass die Ver­ar­bei­tung die­ser Daten im Ein­klang mit der Daten­schutz-Grund­ver­ord­nung (DSGVO) und ande­ren rele­van­ten Daten­schutz­be­stim­mun­gen erfolgt. Dies beinhal­tet die Sicher­stel­lung von Daten­spar­sam­keit, Zweck­bin­dung, Daten­si­cher­heit und den Rech­ten der Betrof­fe­nen.

Die Trans­pa­renz von KI-Ent­schei­dun­gen ist eine erheb­li­che Her­aus­for­de­rung. Vie­le KI-Sys­te­me, ins­be­son­de­re sol­che des Machi­ne Lear­nings, agie­ren wie eine “Black Box”, deren Ent­schei­dungs­pro­zes­se für Außen­ste­hen­de schwer nach­voll­zieh­bar sind. Für den Betriebs­rat ist es jedoch uner­läss­lich zu ver­ste­hen, wie eine KI zu einem bestimm­ten Ergeb­nis kommt, um die Fair­ness und Recht­mä­ßig­keit beur­tei­len zu kön­nen. Die Schwie­rig­keit, KI-Sys­te­me zu bewer­ten und zu ver­ste­hen, ist eine zen­tra­le Her­aus­for­de­rung Künst­li­che Intel­li­genz — was bedeu­tet das im Betrieb? – Ohne aus­rei­chen­de Trans­pa­renz wird die effek­ti­ve Wahr­neh­mung der Mit­be­stim­mungs­rech­te erheb­lich erschwert.

Die Kom­ple­xi­tät von KI-Sys­te­men stellt ins­ge­samt eine gro­ße Her­aus­for­de­rung für Betriebs­rä­te dar. Oft feh­len das tech­ni­sche Wis­sen und die Erfah­rung, um die Funk­ti­ons­wei­se, Risi­ken und Aus­wir­kun­gen von KI auf die Arbeit­neh­mer ange­mes­sen ein­schät­zen zu kön­nen. Hier wird die Hin­zu­zie­hung exter­ner Sach­ver­stän­di­ger nach § 80 Abs. 3 BetrVG uner­läss­lich. Das Betriebs­ver­fas­sungs­ge­setz ermög­licht dem Betriebs­rat, auf Kos­ten des Arbeit­ge­bers Sach­ver­stän­di­ge hin­zu­zu­zie­hen, wenn dies zur ord­nungs­ge­mä­ßen Wahr­neh­mung sei­ner Auf­ga­ben erfor­der­lich ist. Ange­sichts der tech­ni­schen Kom­ple­xi­tät von KI ist dies bei der Ein­füh­rung sol­cher Sys­te­me in der Regel der Fall. Die Rol­le von Sach­ver­stän­di­gen und wie der Betriebs­rat ihre Hin­zu­zie­hung begrün­den kann, sind wich­ti­ge Aspek­te FAQ: Betriebs­rat und Künst­li­che Intel­li­genz (KI) – Die Nut­zung von Exper­ti­se ist ent­schei­dend, um auf Augen­hö­he mit dem Arbeit­ge­ber ver­han­deln zu kön­nen.

Prak­ti­sche Hand­lungs­emp­feh­lun­gen für Betriebs­rä­te

Der pro­ak­ti­ve Umgang mit der Ein­füh­rung von Künst­li­cher Intel­li­genz im Betrieb ist für Betriebs­rä­te von ent­schei­den­der Bedeu­tung, um die Inter­es­sen der Arbeit­neh­mer wirk­sam zu schüt­zen und den digi­ta­len Wan­del sozi­al­ver­träg­lich zu gestal­ten. Hier­für gibt es eine Rei­he prak­ti­scher Hand­lungs­emp­feh­lun­gen:

  1. Recht­zei­ti­ge Infor­ma­ti­on ein­ho­len: Sobald bekannt wird, dass der Arbeit­ge­ber die Ein­füh­rung oder den Ein­satz von KI-Sys­te­men plant, soll­te der Betriebs­rat unver­züg­lich Infor­ma­tio­nen ein­ho­len. Dazu gehö­ren Details über den Zweck des KI-Sys­tems, die geplan­te Anwen­dung, die betrof­fe­nen Arbeits­be­rei­che und Mit­ar­bei­ter­grup­pen, die Art der ver­ar­bei­te­ten Daten sowie die Funk­ti­ons­wei­se der KI, ins­be­son­de­re im Hin­blick auf Ent­schei­dungs­fin­dungs­pro­zes­se (“Black Box”-Problematik). Nut­zen Sie Ihr umfas­sen­des Infor­ma­ti­ons­recht nach § 80 Abs. 2 BetrVG und gege­be­nen­falls spe­zi­fi­sche­re Rech­te, z. B. bei per­so­nel­len Pla­nun­gen (§ 92 BetrVG).

  2. Exper­ti­se auf­bau­en und Sach­ver­stän­di­ge hin­zu­zie­hen: Ange­sichts der tech­ni­schen Kom­ple­xi­tät von KI ist es rat­sam, dass ein­zel­ne Betriebs­rats­mit­glie­der sich fort­bil­den oder spe­zia­li­sie­ren. Noch wich­ti­ger ist jedoch die kon­se­quen­te Hin­zu­zie­hung exter­ner Sach­ver­stän­di­ger gemäß § 80 Abs. 3 BetrVG. Ein erfah­re­ner Sach­ver­stän­di­ger kann hel­fen, die Tech­no­lo­gie zu ver­ste­hen, Risi­ken zu iden­ti­fi­zie­ren und den Betriebs­rat bei der For­mu­lie­rung von For­de­run­gen und der Ver­hand­lung von Betriebs­ver­ein­ba­run­gen zu unter­stüt­zen. Die Not­wen­dig­keit und Begrün­dung der Hin­zu­zie­hung eines Sach­ver­stän­di­gen bei KI ist in der Regel gege­ben und soll­te offen­siv vom Betriebs­rat genutzt wer­den.

  3. Betriebs­ver­ein­ba­run­gen ver­han­deln: In mit­be­stim­mungs­pflich­ti­gen Fäl­len soll­te der Betriebs­rat auf den Abschluss einer umfas­sen­den Betriebs­ver­ein­ba­rung drän­gen. Eine Betriebs­ver­ein­ba­rung KI bie­tet die bes­te Mög­lich­keit, ver­bind­li­che Regeln für den Ein­satz des KI-Sys­tems fest­zu­le­gen. Wesent­li­che Inhal­te einer sol­chen Ver­ein­ba­rung soll­ten sein:

    • Zweck und Anwen­dungs­be­reich der KI.
    • Rege­lun­gen zum Daten­schutz, ein­schließ­lich Art der erho­be­nen Daten, Zweck­bin­dung, Spei­cher­fris­ten und Zugriffs­rech­te.
    • Maß­nah­men zur Gewähr­leis­tung der Dis­kri­mi­nie­rungs­frei­heit und Fair­ness des KI-Sys­tems.
    • Rege­lun­gen zur Trans­pa­renz und Nach­voll­zieh­bar­keit von KI-Ent­schei­dun­gen, soweit tech­nisch mög­lich.
    • Ver­fah­ren bei Feh­lern oder uner­wünsch­ten Ergeb­nis­sen der KI.
    • Rege­lun­gen zur Arbeits­ge­stal­tung und den Aus­wir­kun­gen auf Arbeits­in­hal­te und Qua­li­fi­ka­ti­ons­an­for­de­run­gen.
    • Rege­lun­gen zur Ein­be­zie­hung des Betriebs­rats bei Ände­run­gen oder Updates des KI-Sys­tems.
    • Eva­lu­ie­rungs­klau­seln, um die Aus­wir­kun­gen der KI nach der Ein­füh­rung zu über­prü­fen.
  4. Schu­lung der Betriebs­rats­mit­glie­der: Um den Her­aus­for­de­run­gen der Digi­ta­li­sie­rung und KI begeg­nen zu kön­nen, ist es uner­läss­lich, dass die Betriebs­rats­mit­glie­der adäquat geschult wer­den. Schu­lun­gen zu den recht­li­chen Grund­la­gen (BetrVG, Daten­schutz), zu den tech­ni­schen Grund­la­gen von KI und zu Ver­hand­lungs­tech­ni­ken sind von gro­ßer Bedeu­tung, um hand­lungs­fä­hig zu blei­ben.

  5. Pro­ak­ti­ve Kom­mu­ni­ka­ti­on mit den Arbeit­neh­mern: Infor­mie­ren Sie die Beleg­schaft trans­pa­rent über die geplan­ten KI-Ein­sät­ze und die damit ver­bun­de­nen Rech­te und Pflich­ten. Sam­meln Sie Rück­mel­dun­gen und Beden­ken der Arbeit­neh­mer, um die­se in die Ver­hand­lun­gen mit dem Arbeit­ge­ber ein­flie­ßen zu las­sen.

Durch die kon­se­quen­te Umset­zung die­ser Hand­lungs­emp­feh­lun­gen kann der Betriebs­rat sei­ne Rol­le als Gestal­tungs­kraft im digi­ta­len Wan­del wahr­neh­men und sicher­stel­len, dass die Ein­füh­rung von Künst­li­cher Intel­li­genz im Betrieb im Ein­klang mit den Inter­es­sen und dem Wohl der Arbeit­neh­mer erfolgt.

Pflich­ten des Betriebs­rats und Her­aus­for­de­run­gen im Umgang mit KI

Der Ein­satz von Künst­li­cher Intel­li­genz im Betrieb bringt nicht nur neue Rech­te, son­dern auch spe­zi­fi­sche Pflich­ten für den Betriebs­rat mit sich. Eine zen­tra­le Auf­ga­be ist die Gewähr­leis­tung der Dis­kri­mi­nie­rungs­frei­heit KI-gestütz­ter Sys­te­me. Algo­rith­men kön­nen unbe­ab­sich­tig­te Vor­ur­tei­le (Bias) ent­hal­ten, die zu Ungleich­be­hand­lung von Arbeit­neh­mern füh­ren kön­nen, etwa bei Bewer­bungs­ver­fah­ren, Leis­tungs­be­ur­tei­lun­gen oder der Arbeits­ver­tei­lung. Der Betriebs­rat muss sicher­stel­len, dass sol­che Risi­ken iden­ti­fi­ziert und mini­miert wer­den.

Ein wei­te­rer kri­ti­scher Bereich ist der Daten­schutz KI. KI-Sys­te­me ver­ar­bei­ten oft gro­ße Men­gen per­so­nen­be­zo­ge­ner Daten. Der Betriebs­rat hat die Pflicht, auf die Ein­hal­tung der daten­schutz­recht­li­chen Bestim­mun­gen, ins­be­son­de­re der DSGVO, zu ach­ten. Dies beinhal­tet die Trans­pa­renz dar­über, wel­che Daten erfasst, wie sie ver­ar­bei­tet und wofür sie ver­wen­det wer­den.

Die Kom­ple­xi­tät vie­ler KI-Sys­te­me stellt eine erheb­li­che KI Her­aus­for­de­rung dar. Es ist oft schwie­rig zu ver­ste­hen (“Black Box”-Problem), wie eine KI zu bestimm­ten Ergeb­nis­sen oder Ent­schei­dun­gen gelangt. Dies erschwert die Über­prü­fung auf Fair­ness, Rich­tig­keit und Nach­voll­zieh­bar­keit. Die gesetz­li­che Neu­re­ge­lung in § 80 Abs. 3 Satz 2 und 3 BetrVG stärkt hier die Posi­ti­on des Betriebs­rats, indem sie aus­drück­lich die Mög­lich­keit vor­sieht, bei Bedarf einen Sach­ver­stän­di­ger Betriebs­rat hin­zu­zu­zie­hen, um die tech­no­lo­gi­schen und recht­li­chen Aspek­te von KI-Sys­te­men fun­diert bewer­ten zu kön­nen. Die Sicher­stel­lung der KI Trans­pa­renz gegen­über den Arbeit­neh­mern und dem Betriebs­rat selbst ist eine stän­di­ge Pflicht und Her­aus­for­de­rung.

Prak­ti­sche Hand­lungs­emp­feh­lun­gen für Betriebs­rä­te

Ange­sichts der rasan­ten Ent­wick­lung von Künst­li­cher Intel­li­genz ist pro­ak­ti­ves Han­deln des Betriebs­rats uner­läss­lich. Eine der wich­tigs­ten Hand­lungs­emp­feh­lun­gen Betriebs­rat ist die recht­zei­ti­ge Infor­ma­ti­ons­ein­ho­lung. Sobald Plä­ne zur Ein­füh­rung oder Wei­ter­ent­wick­lung von KI Ein­füh­rung im Betrieb bekannt wer­den, soll­te der Betriebs­rat aktiv das Gespräch mit der Geschäfts­lei­tung suchen und umfas­sen­de Infor­ma­tio­nen gemäß § 80 Abs. 2 BetrVG ein­for­dern.

Eine fun­dier­te Bewer­tung der geplan­ten Sys­te­me ist ent­schei­dend. Hier­bei kann die Ein­bin­dung eines exter­nen Sach­ver­stän­di­ger Betriebs­rat von unschätz­ba­rem Wert sein, ins­be­son­de­re wenn es um kom­ple­xe Algo­rith­men oder daten­schutz­recht­li­che Fra­gen geht. Dies ermög­licht eine gleich­wer­ti­ge Ver­hand­lungs­po­si­ti­on gegen­über dem Arbeit­ge­ber.

Die Ver­hand­lung und der Abschluss einer detail­lier­ten Betriebs­ver­ein­ba­rung KI sind das zen­tra­le Instru­ment zur Gestal­tung des KI-Ein­sat­zes. Dar­in kön­nen Rege­lun­gen zu Zweck­bin­dung der Daten, Trans­pa­renz der Ent­schei­dungs­fin­dung, Schu­lungs­an­sprü­chen der Mit­ar­bei­ter, Ver­fah­ren bei Feh­lern des Sys­tems und zur Aus­ge­stal­tung der Kon­troll­rech­te des Betriebs­rats fest­ge­schrie­ben wer­den. Eine sol­che Betriebs­ver­ein­ba­rung schafft Rechts­si­cher­heit und Klar­heit für alle Betei­lig­ten.

Kon­ti­nu­ier­li­che Schu­lung Betriebs­ratsmit­glie­der zu den tech­ni­schen, recht­li­chen und ethi­schen Aspek­ten von KI ist fun­da­men­tal. Nur so kön­nen die Mit­glie­der die kom­ple­xen Zusam­men­hän­ge ver­ste­hen, die poten­zi­el­len Aus­wir­kun­gen auf die Beleg­schaft abschät­zen und ihre Betei­li­gungs­rech­te effek­tiv wahr­neh­men. Eine vor­aus­schau­en­de Betriebs­rat Stra­te­gie soll­te die Digi­ta­li­sie­rung und den Ein­satz von KI als fes­ten Bestand­teil der Betriebs­rats­ar­beit eta­blie­ren.

Fazit

Die Ein­füh­rung und Nut­zung von Künst­li­cher Intel­li­genz stellt für den Betriebs­rat eine der größ­ten Her­aus­for­de­run­gen und zugleich eine zen­tra­le Gestal­tungs­auf­ga­be der aktu­el­len Arbeits­welt dar. Wie die­ser Arti­kel gezeigt hat, bie­tet das Betriebs­ver­fas­sungs­ge­setz eine Rei­he von Rech­ten und Instru­men­ten, ins­be­son­de­re Informations‑, Bera­tungs- und umfas­sen­de Mit­be­stim­mungs­recht KI, um den Ein­satz von KI-Sys­te­men sozi­al­ver­träg­lich zu gestal­ten.

Die Pflich­ten Betriebs­rat, wie die Sicher­stel­lung von Dis­kri­mi­nie­rungs­frei­heit, Daten­schutz und Trans­pa­renz, erfor­dern Wach­sam­keit und Fach­wis­sen. Die Mög­lich­keit, Sach­ver­stän­di­ger Betriebs­rat hin­zu­zu­zie­hen und Betriebs­ver­ein­ba­rung KI zu ver­han­deln, sind ent­schei­den­de Hebel.

Die Gestal­tung des Digi­ta­ler Wan­dels im Betrieb ist eine gemein­sa­me Auf­ga­be von Arbeit­ge­ber und Betriebs­rat. Der Betriebs­rat spielt dabei eine unver­zicht­ba­re Rol­le als Ver­tre­ter der Arbeit­neh­mer­inter­es­sen, um sicher­zu­stel­len, dass KI nicht zu Über­wa­chung, Ent­wer­tung von Arbeit oder Dis­kri­mi­nie­rung führt, son­dern als Werk­zeug zur Ver­bes­se­rung der Arbeits­be­din­gun­gen und ‑pro­zes­se ein­ge­setzt wird. Die Betriebs­rats­ar­beit im Zeit­al­ter der KI erfor­dert kon­ti­nu­ier­li­che Lern­be­reit­schaft, stra­te­gi­sches Den­ken und die kon­se­quen­te Wahr­neh­mung der gesetz­li­chen Betei­li­gungs­rech­te, um die Zukunft der Arbeit im Sin­ne der Beschäf­tig­ten mit­zu­ge­stal­ten.

Wei­ter­füh­ren­de Quel­len